IndyCar-Ingenieur erklärt: Wie sich Aeroscreen auf Autos & Fahrer auswirkt
Mit der Einführung des Cockpitschutzes Aeroscreen in der IndyCar-Saison 2020 werden teilweise die Belastungen auf die Reifen und auch auf die Piloten zunehmen
Zur IndyCar-Saison 2020, die am 15. März in St. Petersburg (Florida) beginnt, werden die von allen Teams verwendeten Dallara-Chassis nicht nur mit der seit 2018 eingesetzten Einheits-Aerodynamik ausgerüstet sein. Verpflichtend hinzu kommt in der neuen Saison der brandneue Cockpitschutz. Es handelt sich um den Aeroscreen, der von Red Bull Advanced Technologies entwickelt und im Mai dieses Jahres präsentiert wurde.
Aufgrund der Größe, vor allem aber aufgrund des Gewichts, wird sich der im Sinne der Sicherheit eingeführte Cockpitschutz auch auf die Abstimmung der Boliden auswirken. "Der Aeroscreen wird für neue Set-ups sorgen, insbesondere auf den Ovalen", ist Will Anderson, seit Jahren der Chefingenieur am Schmidt-Honda von James Hinchcliffe, überzeugt.
"Der Schwerpunkt wird sich mit dem Aeroscreen deutlich nach vorn verlagern und das wird sich vor allem auf den Ovalen bemerkbar machen, weil der rechte Vorderreifen stärker beansprucht wird", spricht der erfahrene Ingenieur die zu erwartenden Auswirkungen an und ist überzeugt: "Die IndyCar-Serie wird diesbezüglich mit Firestone zusammenarbeiten, um entsprechende Reifen für die neuen Anforderungen bereitzustellen. Bei Firestone gibt es mit Sicherheit schon ganz konkrete Überlegungen."
Der Kopf des Piloten ist durch den Aeroscreen weitgehend geschützt, aber ...
Foto: IndyCar Series
Doch nicht nur auf die Reifen und damit die Abstimmung hinsichtlich Luftdruck und Radsturz wird der Aeroscreen Einfluss nehmen. Auch die Belastungen auf die Piloten werden laut Anderson auf bestimmten Strecken zunehmen. So rechnet der Ingenieur vor allem beim Indy 500 mit stärkeren Luftturbulenzen, denen sich die Piloten ausgesetzt sehen.
"Aufgrund der größeren Angriffsfläche [des Aeroscreens] wird der Kopf der Piloten trotz dessen, dass er größtenteils von der Scheibe geschützt wird, öfters Windstößen ausgesetzt sein", glaubt Anderson und begründet dies mit seinen Erfahrungen aus der Ära der herstellerspezifischen IndyCar-Aerokits 2015 bis 2017.
... Anderson rechnet mit einem Phänomen wie bei Hondas Haifischflosse 2015-2017
Foto: LAT
"Der Aerokit von Honda hatte damals diese Haifischflosse auf der Motorenabdeckung, wie man sie aus der Formel 1 kennt", erinnert Anderson und weiß: "Unsere Piloten spürten damals von der Seite kommende Windstöße ein bisschen stärker und ihr Kopf bewegte sich stärker." Mit einem ganz ähnlichen Phänomen rechnet der langjährige Renningenieur vom Hinchcliffe ab der Saison 2020 aufgrund des Aeroscreens.
Mit Bildmaterial von IndyCar Series.
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