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Kolumne: Gewinner beim Indy 500 2019

Eine Rehabilitation wie aus dem Lehrbuch, ein starker Rookie und eine starke Dame - Heiko Stritzke über die Tops des 103. Indianapolis 500

1. Simon Pagenaud, Team Penske Chevrolet, mit Tim Cindric und Roger Penske

Liebe Freunde der 350 km/h Mindestgeschwindigkeit,

vielleicht haben Sie nach dem Indy 500 sehnsüchtig auf eine Montagskolumne gewartet, wie sie bei unseren Formel-1-, DTM- und MotoGP-Freunden üblich ist. Allerdings ist es manchmal etwas besser, die Sache ein wenig einsinken zu lassen und zu mit dem nötigen Abstand zu reflektieren, gerade wenn das Rennen zu später Stunde stattfindet.

Wenn man selbst am Mikrofon sitzt und die ganze Sache kommentiert, ist man emotional nochmal wesentlich tiefer in das Rennen eingebunden als wenn man zuschaut und dann drüber schreibt. Das durfte ich selbst mittels einer halben schlaflosen Nacht nach dem Rennen (ja, Adrenalin ist auch beim Kommentieren dabei) und einem entsprechenden "Motorsport-Kater" am folgenden Montag erleben. Das Indy 500 wirkt wie eine Droge und das ist gut so.

Mit der inzwischen wieder aufgebauten nötigen Distanz zum Rennen wollen wir auf die Gewinner und Verlierer der 103. Ausgabe des Rennens blicken - manche sind dabei natürlich offensichtlich, andere vielleicht weniger.

1. Simon Pagenaud, Team Penske Chevrolet

1. Simon Pagenaud, Team Penske Chevrolet

Foto: Michael L. Levitt / LAT Images

Simon Pagenaud

Welch unglaubliche Geschichten der Mai schreiben kann, zeigt die Geschichte um den sympathischen Franzosen: Er kam angezählt nach Indianapolis. Seit Einführung der Aerokits der Generation 2018 schien er nicht mehr der Alte zu sein. Die ersten Fahrer brachten sich schon für 2020 in Stellung in der Hoffnung, eines der begehrten Penske-Cockpits zu ergattern.

Einen Monat später ist er Indy-500-Sieger, Tabellenführer und bei Penske für 2020 bestätigt. Für Pagenaud war dieser Mai eine Rehabilitation, die fast wie ein Wunder wirkt. Es sind Geschichten wie diese, die den Sport ausmachen. Und noch etwas: 99 Jahre musste Frankreich auf einen Sieg beim "500" warten.

Ich bin mir sicher, dass wir am Sonntag einen anderen Sieger gesehen hätten, wenn es nicht beim Indianapolis Grand Prix diesen Regenschauer gegeben hätte, der zu Pagenauds Leistungsexplosion geführt hat. Irgendetwas macht plötzlich "Klick" und man ist wieder obenauf. Rational kaum zu erklären. "Die Sterne hatten diesen Monat die richtige Konstellation, vor allem heute.", lauteten seine Worte nach dem Rennen.

Seine Strategie mit dem Wahnsinns-Block nach den Kurven 2 und 4 dürfte er sich 2017 bei Will Power auf dem Pocono Raceway abgeschaut haben. Damals hat der Australier Josef Newgarden ebenso geblockt wie der Franzose diesmal Alexander Rossi. Vorhersehbar und doch kein Rezept gegen so eine Strategie. Stark.

Schön anzusehen war auch der menschliche Moment nach dem Qualifying: Pagenaud war gerade auf die Pole gefahren und gab das erste Live-Interview, als sein Handy klingelte und seine Mutter dran war, die sich mit der Gratulation nicht mehr zurückhalten konnte. Herrlich. In einer FIA-Serie hätte er bei so etwas wahrscheinlich erst einmal zum Rapport antanzen dürfen wegen "Bruch der Netiquette" oder ähnlichem.

Roger Penske, Team Penske Chevrolet

Roger Penske, Team Penske Chevrolet

Foto: Michael L. Levitt / LAT Images

Team Penske und Chevrolet

Sieg Nummer 18 für den "Captain": Roger Penske fügte der ohnehin schon eindrucksvollen Sammlung einen weiteren Pokal hinzu. Was dieses Team so bewundernswert macht, ist die Konstanz, mit denen es Siege und Titel einfährt. Die anderen beiden großen Adressen in der IndyCar-Serie, Chip Ganassi Racing und Andretti Autosport, haben deutlich größere Formschwankungen.

Penske ist und bleibt erst Adresse in der IndyCar-Serie. Ein Lebenswerk, das es so kein zweites Mal geben wird. Und auch mit 82 Jahren noch immer bei jedem Rennen an der Boxenmauer dabei. Man kann nur den Hut vor diesen Vorzeige-Racer ziehen. 18 Siege, das nächstbeste Team ist Andretti Autosport mit deren sechs. Noch Fragen?

Und auch die Chevrolet-Ilmor-Motoren haben ihren Anteil an diesem Sieg. Am ganz oberen Ende des Leistungsspektrums hatte es Simon Pagenaud ein kleines bisschen leichter als Alexander Rossi, zu überholen. Es war möglich, auch mit Honda-Power zu überholen. Aber Pagenaud hatte es den kleinen, entscheidenden Ticken leichter. Nuancen machen beim Indy 500 den Unterschied aus.

Alexander Rossi, Andretti Autosport Honda

Alexander Rossi, Andretti Autosport Honda

Foto: Geoffrey M. Miller / LAT Images

Andretti Autosport

2019 war eine kleine Bewährungsprobe für den Rennstall von Michael Andretti. Denn nach 2018 (kein Auto im Pole-Shootout und im Rennen Honda-intern von Ganassi geschlagen) musste die Mannschaft beweisen, dass die Siege zuvor nicht bloß auf das Honda-Aerokit zurückzuführen waren.

Und wie sich Andretti zurückgemeldet hat: Alexander Rossis Leistung war gigantisch, vor allem nach dem verpatzten Boxenstopp. Und das mit reichlich Emotionen im Cockpit und im Interview danach gesät. Sehr schön. Solche Charaktere braucht der Sport.

Doch nicht nur Topfahrer Rossi unterstrich die neue, alte Stärke von Andretti Autosport im "Brickyard". Conor Daly war für mich eine der stärksten Geschichten dieses Rennens. Zu schade, dass ihm hinten heraus die Feuerkraft gefehlt hat. Und natürlich Ryan Hunter-Reay mit seiner Aufholjagd von Startplatz 22 auf Rang acht. Andretti hat gezeigt: 2018 war ein Ausrutscher, kein Trend.

Santino Ferrucci, Dale Coyne Racing Honda

Santino Ferrucci, Dale Coyne Racing Honda

Foto: Phillip Abbott / LAT Images

Santino Ferrucci

Die Sympathien mag er in Europa nach seinen Eskapaden in Silverstone nicht mehr auf seiner Seite haben. Aber wenn wir uns die reine sportliche Leistung anschauen, dann war Santino Ferrucci die Sensation überhaupt beim diesjährigen Indy 500.

Einen solch aufmüpfigen Rookie hat man selten gesehen. Nicht nur fuhr er von Startplatz 23 bis auf Rang sieben im Rennen nach vorn. Er legte sich auch mit einigen der größten Namen der Szene an und setzte sich durch. Allen voran gegen Scott Dixon, den er einfach stehen ließ.

Und ganz am Ende setzte er sich in einem packenden Kampf gegen Ryan Hunter-Reay durch. Da natürlich zu diesem Zeitpunkt alle Blicke auf die Spitze gerichtet waren, ging das ein wenig unter. Da kann man nur sagen: Chapeau!

Ferruccis Kommentar nach dem Rennen: "Ich hatte ein Wahnsinns-Auto! Ohne die für uns etwas unglückliche vorletzte Gelbphase, kurz nachdem wir gestoppt haben, hätten wir womöglich sogar die Milch trinken können. Aber ich kann mich nicht beschweren. Mein bestes IndyCar-Resultat und das beim Indy 500. Meine Jungs haben einen der besten Jobs gemacht, den ich je gesehen habe."

Pippa Mann, Clauson-Marshall Racing Chevrolet

Pippa Mann, Clauson-Marshall Racing Chevrolet

Pippa Mann und Clauson-Marshall Racing

Sensationell war eigentlich schon, dass das kleine, nach dem 2016 tödlich verunglückten Bryan Clauson benannte Team die Qualifikation gleich am ersten Tag gepackt hat. Doch damit nicht genug: Pippa Mann holte mit dem brandneuen Team mit Rang 16 ihr persönlich bestes Resultat beim Indianapolis 500.

"Unser Ziel für diesen Monat war, klug zu agieren, die richtigen Entscheidungen zu treffen und einen fehlerfreien Job zu machen. Ich habe das Gefühl, dass wir heute genau das getan haben", sagt sie und hat völlig Recht. Das muss ein neues Team, das für den guten Zweck Organspende fährt, so erst einmal bewerkstelligen.

Ich hoffe sehr, dass Clauson-Marshall Racing ein paar Sponsoren findet und noch das eine oder andere Rennen diese Saison bestreiten kann. Verdient hätten es das Team und Mann nach diesem Auftritt allemal. Eine tolle Geschichte, die das Indy 500 gerne mal schreibt.

Mit Bildmaterial von LAT.

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