Nach Qualifying-Strafe: Erster IndyCar-Saisonsieg für Will Power
Nach einer mehr als einjährigen Durststrecke feiert Will Power beim Sonntagsrennen in Detroit einen erlösenden Sieg – Falsche Strategie kostet Helio Castroneves ersten Sieg seit 2014.
Foto: : GM Racing
Will Power kann doch noch gewinnen! Im Sonntagsrennen des einzigen IndyCar-Double-Headers 2016, dem Chevrolet Dual in Detroit, triumphierte der Penske-Pilot aus Australien, obwohl die Voraussetzungen alles andere als optimal waren.
Nach seiner Qualifying-Strafe ging Power nur von Startplatz acht ins zweite Rennen des Wochenendes auf der Belle Isle. Doch mit beherzter Fahrweise und der nötigen Portion Glück in Form einer falschen Strategie bei Penske-Teamkollege Helio Castroneves fuhr Power seinen ersten Sieg seit über einem Jahr heraus. Zuletzt hatte der Australier beim Grand Prix von Indianapolis 2015 gewonnen.
Nachdem der zwischenzeitlich auf Kurs zu seinem ersten Sieg seit Detroit 2014 gelegene Castroneves beim Timing des letzten Boxenstopps auf dem falschen Fuß erwischt wurde, setzte Power das rennentscheidende Manöver: Beim Restart nach der letzten Gelbphase ging er in Kurve 3 außen(!) an Teamkollege und Tabellenführer Simon Pagenaud vorbei.
Fotos: Chevrolet Dual in Detroit
In diesem Moment ging es zwischen Power und Pagenaud zwar nur um Platz fünf, aber die vier an die Spitze gespülten Piloten – Samstagssieger Sebastien Bourdais (KV-Chevrolet), Charlie Kimball (Ganassi-Chevrolet), Graham Rahal (Rahal-Honda) und Indy-500-Sieger Alexander Rossi (Herta/Andretti-Honda) – mussten im Verlauf der letzten zehn Rennrunden allesamt einen letzten Tankstopp einlegen.
Erster Sieg für Will Power seit Mai 2015
Power gewann schließlich mit 0,9 Sekunden Vorsprung auf Pagenaud. "Mann, das hat lange gedauert", so Powers erstes Worte über Funk, nachdem er seinen ersten Sieg seit Mai 2015 in der Tasche hatte. Der Start in die Saison 2016 ist dem Australier gründlich missraten. Beim Saisonauftakt in St. Petersburg musste er zuschauen. Anschließend brachte er sich in Long Beach und beim Grand Prix von Indianapolis schon im Qualifying um guten Chancen auf ein Top-Ergebnis im Rennen.
Diese Geschichte schien sich für Power auch am Detroit-Sonntag fortzusetzen, doch dank des falschen Boxenstopp-Timings bei Castroneves (Roger Penske ließ den "Spiderman" eine Runde zu lange auf der Strecke, als Jack Hawksworth just in diesem Moment die letzte Gelbphase herausbrachte) und nicht zuletzt dank seines sauberen Überholmanövers gegen Pagenaud passte für Power diesmal alles zusammen. "Ich musste es beim Restart einfach probieren, anders hätte ich nicht gewonnen", ist sich der 35-jähjrige Penske-Pilot nach seinem ersten Saisonsieg bewusst.
Tabellenführer Simon Pagenaud, der sich nach bislang drei Saisonsiegen diesmal mit Platz zwei zufriedengeben musste, zollt Respekt. "Will war aggressiv unterwegs, aber das war wirklich ein sauberes Manöver", so der Franzose mit Blick auf Kurve 3 beim letzten Restart. Dass er auf der Innenbahn nicht mit aller Gewalt gegengehalten hat, begründet Pagenaud damit, "auch an die Situation in der Gesamtwertung gedacht" zu haben.
Penske-Doppelerfolg vor der Chevy-Haustür
Hinter dem Penske-Duo Power/Pagenaud brachte Ryan Hunter-Reay beim Heimrennen von Chevrolet zumindest einen Honda-Farbkleks aufs Podium: Platz drei für den Fahrer des gelben Andretti-Honda. "Glückwunsch an Penske. Die Autos dieses Teams waren an diesem Wochenende einfach eine Klasse für sich", so Hunter-Reay. Vierter wurde Josef Newgarden (Carpenter-Chevrolet) vor Scott Dixon (Ganassi-Chevrolet). Dixon hatte sich nach einer Kollision mit Juan Pablo Montoya (Penske-Chevrolet) wieder nach vorn kämpfen müssen.
Montoya zog bei der Kollision, die in der Anfangsphase des Rennens in Kurve 7 passierte, den Kürzeren und war wenig später komplett aus dem Rennen. Mit einem notwendig gewordenen neuen Frontflügel an seinem Penske-Boliden erwischte Montoya wenige Runden nach der Kollision mit Dixon die Mauer von Kurve 8, schleppte sich mit beschädigter Vorderradaufhängung noch bis in Kurve 10, musste dort aber aufgeben: Nur sieben Tage nach seinem Crash beim Indy 500 der zweite Ausfall der Saison für den letztjährigen Vize-Champion Montoya.
Indes hatte Marco Andretti (Andretti-Honda) für einmal ein kleines Erfolgserlebnis. Er fuhr beim achten von 16 Saisonrennen seine erste Top-10-Platzierung des Jahres nach Hause. Platz neun für Andretti hinter Conor Daly (Coyne-Honda; 6.), Tony Kanaan (Ganassi-Chevrolet; 7.) und Samstagssieger Bourdais (8.). Platz zehn ging trotz Verwicklung in eine Startkollision an Takuma Sato (Foyt-Honda).
Charlie Kimball sorgt für Startcrash
Auslöser der Startkollision war ein wilder Spurwechsel von Ganassi-Pilot Charlie Kimball mitten im Feld. Die Folge: James Hinchcliffe (Schmidt-Honda) landete noch vor der ersten Kurve in der Mauer. Im TV-Interview unmittelbar nach dem Crash ging Hinchcliffe zunächst hart mit Carlos Munoz (Andretti-Honda) ins Gericht, nahm diese Sichtweise der Schuldfrage aber umgehend zurück, nachdem er die Wiederholung gesehen hatte:
Neben Hinchcliffe und Sato wurde auch Max Chilton (Ganassi-Chevrolet) in den Startcrash verwickelt. Damit hat sich das Double-Header-Wochenende in Detroit weder für Hinchcliffe noch für Chilton gelohnt. Sowohl der Kanadier als auch der Brite fanden sich bereits im Samstagsrennen in der Streckenbegrenzung wieder.
Nach dem Double-Header in Detroit mit den ersten Saisonsiegen von Sebastien Bourdais und Will Power geht es im IndyCar-Kalender weiter Schlag auf Schlag. Bereits am kommenden Samstag wird unter Flutlicht auf dem Texas Motor Speedway gefahren: In Form des Firestone 600 steht das dritte von fünf Ovalrennen dieser Saison auf dem Plan (IndyCar-Kalender 2016).
In der IndyCar-Gesamtwertung hat Simon Pagenaud bei Halbzeit der Saison 80 Punkte Vorsprung auf Scott Dixon. Pechvogel Helio Castroneves, der erst am Samstag vorübergehend Tabellenplatz zwei von Dixon übernommen hatte, ist mit Platz 14 im Rennen wieder auf Tabellenplatz drei abgerutscht.
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