Newgarden: Fahrer müssen ihren aggressiven Fahrstil hinterfragen
"Rubbing is Racing" ist im US-Rennsport ein geflügelter Begriff, doch nach Josef Newgardens Geschmack geht es in der IndyCar-Serie zu weit

Josef Newgarden sieht eine Grenze überschritten: Gehen die Fahrer in der US-amerikanischen IndyCar-Serie aufgrund der robusten Autos zu hart in die Zweikämpfe? Der Penske-Fahrer glaubt schon, da er mittlerweile in den Rennen manchmal in einen Schonmodus schaltet, um sein Auto zu schützen.
Zuletzt krachte es auf dem Oval des WorldWide Technology Raceways in Gateway. In Runde 65 krachten Alex Palou, Rinus Veekay und Scott Dixon nach einem Re-start in die Mauer. Auslöser war eine Berührung zwischen Veekay und Palou, der letztlich nur noch Passagier war. Die beiden mussten sofort aufgeben, während Dixon sein Auto für Reparaturen an die Box schleppte.
Newgarden holte den Sieg und katapultierte sich so zurück in den Titelkampf. Aktuell führt Pato O'Ward vor Palou. Trotz des Erfolgs äußert der US-Amerikaner Kritik: "Als ich vergangene Woche von Platz 20 aus gestartet bin, habe ich nur mein Auto geschont. Im ersten Stint wurde ich gleich drei- oder viermal getroffen. Ich habe versucht, keinen Unfall zu bauen und gleichzeitig aggressiv nach vorne zu fahren."
Fahrer zu aggressiv oder Autos zu robust?
Der Penske-Fahrer ist sich sicher, den Grund für die Unfälle gefunden zu haben: "Ich denke, dass die Fahrer heutzutage aggressiv fahren. Um nicht einfach überrumpelt zu werden, musst du da quasi mitziehen. Manchmal sitzt man da und fragt sich, warum einer in einen reinfährt. Ob man in diesem Moment Recht hat, ist egal, denn es ist passiert."
"Jeder versucht, die Autos ans Limit zu bekommen. Sie schauen, wie viele Berührungen okay sind und wo die Grenze ist. Mit diesen Autos kann man sich eine Menge berühren, ohne dass es Probleme gibt", erklärt Newgarden. "Manchmal überschreiten die Fahrer aber diese Grenze."
Newgarden hatte auch seine Momente
Newgarden hat in der Saison 2021 aber auch schon mehrmals gezeigt, dass er kein Kind von Traurigkeit ist. In Indianapolis gab es eine Berührung mit Takuma Sato, in Gateway krachte er in das Auto seines Teamkollegen Simon Pagenaud, als die beiden beim Neustart in Runde 16 um Position drei kämpften. Er war zwar in Führung, hätte seinem Penske-Kollegen aber sicher mehr Platz lassen können.
Mit dem Ausgang dieser unglücklichen Situation ist Newgarden alles andere als zufrieden. Er habe "schon seit langer Zeit" keinen Teamkollegen mehr abgeschossen, weshalb er ziemlich frustriert war, als er Pagenauds kaputten Frontflügel sah. "Ich habe es besser überstanden", sagt er. "Leider hat es sein Rennen ruiniert, das wollte ich nicht."
Was ist die Lösung?
Laut Newgarden gibt es nichts, was die Serie verändern könnte, um die Aggressionen aus den Rennen zu nehmen. "Wir müssen uns da selbst kontrollieren", meint er. "Wenn ein Fahrer immer wieder in Vorfälle verwickelt ist, wird der Rest nicht so glücklich mit diesem Fahrer sein. Ich denke nicht, dass sich die Frustration lange aufstauen wird."
Scott Dixon in Problemen: In Gateway erwischte es gleich drei Fahrer Foto: Motorsport Images
"Das ist das Resultat der Situation, dass das Feld so wettbewerbsfähig ist", stellt der Penske-Fahrer klar. "Man hat immer andere Fahrer um sich herum. Manche fahren aggressiv und haben ihre Moment und ich denke, dass die Leute sauer aufeinander sind. Jedoch ist das Problem, dass man aggressiv zu Werke gehen muss, wenn man in solch einem wettbewerbsfähigen Feld nach vorne will. Es ist schwierig, die Balance zu finden."
Von einer Hackordnung in der IndyCar-Serie möchte Newgarden aber nichts wissen. Ein Fahrer mit Erfahrung ist nicht frei von Fehlern und muss nicht unbedingt von den jüngeren Fahrern durchgewunken werden. Respekt und mehr Verstand in den Kämpfen: Das scheint die Lösung zu sein, wenn denn jeder Fahrer seinen eigenen Fahrstil reflektiert.
Weitere Co-Autoren: Megan White. Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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