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24h-Highlight 2019: Im Blindflug in die Boxenmauer

Rudi Adams schrieb unfreiwillig die wohl amüsanteste Aktion des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring 2019 - Ohne Sicht frontal in die Boxenmauer

Es passiert vermutlich jedem irgendwann im Leben: Unfreiwillig steht man plötzlich im Zentrum einer derart kuriosen Situation, dass selbst die besten Freunde ihr Lachen nicht zurückhalten können. Ein solches Missgeschick passierte beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2019 Rudi Adams. Seine eigenen Mechaniker wussten in dem Moment nicht, ob sie lachen oder weinen sollten.

Der erfahrene Nordschleifen-Pilot zog unfreiwillig die Blicke der Welt auf sich, als er in seinem Leutheuser-BMW M4 GT4 mit hochgeschlagener Motorhaube die Boxeneinfahrt verfehlte und ins stumpfe Ende der Boxenmauer knallte. Um es noch schlimmer zu machen, blieb der BMW dann auch noch an Ort und Stelle hängen. Nur mit fremder Hilfe kam er da wieder heraus.

 

'Motorsport.com' sprach beim folgenden VLN-Lauf mit dem Reifen-Entwickler. "Das ist abgehakt", sagte er bereits damals. "Ich habe in dem Moment eine Entscheidung getroffen und war mir sicher, dass ich das Auto unfallfrei an die Box zurückbringen würde. Das hat ja bis zum Boxeneingang auch perfekt funktioniert. Da habe ich mich an der weißen Linie orientiert. Leider war es wohl ein Meter zu weit links."

Materialfehler fordert zwei M4-Motorhauben

Doch was war eigentlich geschehen? Die Ursache für das Hochschlagen der Motorhaube liegt wohl am Fahrzeug: "Mitte Döttinger Höhe hat sich die Motorhaube ohne Vorwarnung verselbstständigt und ist vor die Windschutzscheibe geschlagen. Wie es aussieht, sind die Bolzen vorn abgerissen. Die zwei Bolzen sind aus Aluminium. An einem anderen Auto ist genau das Gleiche passiert. Wir waren also nicht alleine. Materialfehler."

Dafür spricht auch, dass Adams bereits in der letzten Runde seines Stints war - ein Fehler beim Schließen der Motorhaube hätte sich früher bemerkbar gemacht. "Ich wäre also so oder so an die Box gekommen. Und dann haut dir das Ding bei 263 km/h entgegen."

"Die Haube hat die Windschutzscheibe und das Dach kaputtgeschlagen. Da war schon eine Mordswucht hinter. Ich habe noch versucht zu bremsen, um [durch den Lastwechsel] die Haube wieder runter zu drücken, aber das hat nichts gebracht."

Die Haube sollte erst durch den Aufprall in der Boxenmauer wieder runterklappen. Dass es Adams überhaupt dorthin geschafft hat, ist ein kleines Wunder. Zwar sind zahlreiche Videos aus der Rallye- und Rallycross-Szene bekannt, in denen Fahrer mit einem ähnlichen Problem nicht vom Gas gehen.

Beim BMW M4 GT4 gibt es aber keinen "Schlitz", durch den man unten hindurchschauen könnte: "Nach vorne raus habe ich gar nichts gesehen. Ich habe mich nur an den Leitplanken und den Randsteinen links und rechts orientiert."

Social-Media-Hype nicht mitbekommen

"Ich war schon so weit gekommen und habe dann den Entschluss gefasst, das Auto nun auch noch in die Box zurückzubringen. Jetzt im Nachhinein würde ich natürlich anhalten und einige Sachen anders machen. Aber okay, es ist passiert und ich kann es nicht ändern." Er versichert, dass er auch immer ein Auge im Rückspiegel gehabt habe, um Fahrzeuge, die von hinten kamen, nicht zu gefährden.

 

Adams' ganze Erfahrung aus mehr als 1.000 Runden Nordschleife waren gefragt, als er sich an seinen Orientierungspunkten entlanghangelte. Als er dann auf Start/Ziel einbog, wurde es etwas schwieriger, weil die Strecke schlagartig breiter wird. Und so landete er in der Boxenmauer die glücklicherweise am stumpfen Ende mit einem Reifenstapel gepolstert ist.

Die Szene wurde vom Social-Media-Phänomen und tauchte in zahlreichen "Fail Compilations" auf. "Von dem Hype habe ich nichts mitbekommen", sagt der 57-Jährige. "Ich bin gleich am nächsten Tag [beruflich] nach China geflogen. Da kommt man in diese ganzen Netzwerke ohnehin nicht rein. Und wer darüber lacht, der soll selber mal so eine Situation erleben und meistern."

Letztlich reparierte das Leutheuser-Team den BMW und schickte ihn mit reichlich Panzertape verziert wieder ins Rennen. Es sind solche Kämpfer-Momente, die das Rennen auszeichnen. Tatsächlich schaffte es der notdürftig zusammengeflickte BMW von Adams, Arne Hoffmeister, Manuel Amweg und Florian Wolf ins Ziel und holte auf Gesamtrang 32 immerhin Rang drei in der SP10-GT4-Kategorie.

Wenig erbauliche Saison für Adams

Leider stand diese Szene ein wenig stellvertretend für die gesamte Saison von Rudi Adams: "Das war eine der schlimmsten Saisons, die ich bisher hatte. Wir hatten Unfälle über Unfälle." Allein das Team Walkenhorst Motorsport, für das er in der VLN als Stammfahrer auf BMW M6 GT3 eintritt, hatte in diesem Jahr 15 Unfälle in VLN und IGTC. Die teuerste Saison in der Geschichte des Teams.

Und für 2020 könnte es noch schlimmer kommen: Weil ein Sponsor sein Engagement zurückfährt, könnte es passieren, dass Rudi Adams nicht mehr starten kann. Er war über lange Zeit bei Dörr Motorsport engagiert und steuerte unter anderem die McLaren MP4-12C GT3 in den Jahren 2012 bis 2014 und gehört eigentlich zum festen Inventar auf der Nürburgring-Nordschleife.

Mit Bildmaterial von Sporttotal/Youtube.

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