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Marcel Tiemann: Wie er sich sein neues Leben aufbaute

Auf den Unfall-Frust folgte die neue Lust aufs Leben: Umzug, Familiengründung, neue Jobs - Marcel Tiemann: "Das ging alles Schlag auf Schlag"

An Motorsport war für Marcel Tiemann nicht mehr zu denken. Als er aus der Reha-Klinik in Bad Aibling im Sommer 2010 entlassen wurde, stand er erst einmal vor dem Nichts. Doch wie so häufig im Leben sollte es auch für ihn schnell interessant werden.

Bei der radikalen Veränderung seines Lebens spielt ihm eine Eigenschaft in die Karten, die er schon während seiner aktiven Karriere hatte. "Ich war nicht der typische Motorsportler [für den es nichts außer den Sport gab]. Es gab auch immer andere Dinge in meinem Leben, die mich interessiert haben", sagt er gegenüber 'Motorsport.com'.

Umzug nach Palma de Mallorca

Zunächst einmal geht es darum, aus Monaco rauszukommen. Schon vor seinem Unfall hat sich Tiemann nach Alternativen umgesehen.

"Monaco war als Wohnort praktisch, weil viele Sportler einen ähnlichen Rhythmus hatten: Am Wochenende arbeiten, in der Woche mehr Freizeit, um sich mental und körperlich fit zu halten", so der heute 46-Jährige.

"Da es mir steuerlich auch keine großen Vorteile gebracht hat und mir Monaco auch vor dem Unfall für eine Niederlassung mit Familie nicht gefallen hat, habe ich beschlossen, dort wegzuziehen.

"Barcelona wäre interessant gewesen, vielleicht irgendwo in Italien oder auch zurück nach Deutschland. Eine Woche vor dem Unfall habe ich mir Barcelona noch angesehen, aber dann kam erstmal die Wand." Den endgültigen Grund zum Wegziehen hatte er dann, als sich in Monaco keine Therapie finden ließ.

Marc Lieb, Marcel Tiemann

Seine Erfolge auf dem "Dicken" von Manthey sind unvergessen

Foto: pacepix.com

Und so geht er erst einmal nach Palma de Mallorca, wo sich seine Mutter bereits niedergelassen hat. Es sollte sich als Glücksgriff erweisen: Alle wichtigen Orte sind fußläufig erreichbar, eine Therapie kann er ebenfalls machen - für zweieinhalb Jahre.

"Es war goldrichtig, nach Mallorca zu ziehen. Das würde ich jederzeit wieder so machen. Ich will hier gar nicht mehr weg", freut sich Tiemann über den gelungenen Neustart.

Familie und Beruf

Mittlerweile kann er gar nicht mehr weg, da er eine Familie hat. Ein Jahr nach dem Unfall lernt er seine heutige Frau auf der Hochzeit eines Freundes kennen. Es passt perfekt: "Sie wollte sich auch verändern und auswandern. So ist sie ebenfalls nach Mallorca gekommen."

Binnen weniger Jahre steht Marcel Tiemann mitten im Leben: Hochzeit, Hausbau, zwei Kinder. Er ist schon immer ein Familienmensch gewesen - während seiner Komazeit war seine gesamte Familie regelmäßig anwesend.

Es ist auch seine Familie, mit der er sich beruflich verändert: "Mir war immer klar, dass ich nach dem Profi-Motorsport noch etwas anderes machen müsste, da ich nicht genug verdienen würde, um gar nicht mehr zu arbeiten. Also musste ich mir etwas anderes suchen."

Mark Webber, Bernd Schneider, Klaus Ludwig, Ricardo Zonta, Marcel Tiemann, Teamfoto

Marcel Tiemann war einst Mercedes-Junior, heute ist er Markenbotschafter

Foto: Motorsport Images

"Deshalb hatte ich bereits vor dem Unfall, mit meiner Mutter und meinen zwei Schwestern in neue Pflegeobjekte und Kindergärten investiert. Das ist mittlerweile meine Hauptaufgabe. Natürlich haben wir gute Partner, die das operative Geschäft vor Ort abwickeln. Wir bauen Pflegeheime von null auf. Auch hier ist es wieder wichtig, als Team zu arbeiten."

Schließlich kommt Mercedes-Benz auf ihn zu und engagiert Tiemann als Markenbotschafter, während Porsche die Chance nicht wahrnimmt, obwohl er mit Manthey Racing seine meisten Erfolge gefeiert hat. Bis heute ist es sein Nebenberuf, wobei sich die Verpflichtungen in Grenzen halten. Generell verbinden die Menschen Mercedes eben mehr mit Fahrern wie Klaus Ludwig oder Bernd Schneider, die zudem auch noch fahren können.

Tiemann absolvierte als Juniorfahrer Einsätze für Mercedes in der FIA-GT-Serie und DTM. Meist saß er dabei auf Vorjahresautos, sodass er keine große Chance auf Erfolge hatte. Der große Angriff auf den Le-Mans-Sieg 1999 endete bekanntermaßen in einem Desaster.

Ruhelos, aber glücklich

Zu wenig zu tun hat Marcel Tiemann aber nicht: "Das ging alles Schlag auf Schlag. Jedes Jahr war irgendetwas: Der Unfall, das Kennenlernen meiner Frau, ihr Umzug zu mir nach Mallorca. Dann haben wir geheiratet, ziemlich schnell das erste Kind bekommen und während wir ein eigenes Haus gebaut haben, war auch schon das zweite unterwegs."

Marcel Tiemann

Bis heute ist Marcel Tiemann verblüfft, wie schnell sich sein Leben gewandelt hat

Foto: Marcel Tiemann

"So richtig zur Ruhe gekommen bin ich bis jetzt noch nicht", sagt er und muss lachen. "Jetzt habe ich eine wunderbare Frau und zwei tolle Kinder, die ich sehr Liebe. Meine ältere Tochter ist jetzt fünf, mein Sohn drei Jahre alt." Er weiß auch, dass seine Frau ohne den Unfall wahrscheinlich nie kennengelernt hätte.

"Hinzu kommen ein Haus, die Pflegeheim-Projekte und der Job als Markenbotschafter - ich bin damit sehr glücklich. Früher hatte ich genau eine Aufgabe: Möglichst gut Rennen zu fahren. Jetzt ist meine Aufgabe meine Familie - meine Kinder so großzuziehen, dass sie eines Tages auf eigenen Beinen durchs Leben gehen können. Das ist sehr schön."

Natürlich fehlt ihm eine Sache im Leben: "Klar hätte ich noch gerne den Motorsport dabei und würde gerne Langstreckenrennen fahren, aber das darf ich halt nicht." Arrangiert hat er sich damit.

Und so gleicht seine Message derjenigen von Alessandro Zanardi: "Ohne den Unfall hätte ich womöglich nie so eine Familie gehabt. So hat auch jedes Schlechte wieder etwas Gutes. Da möchte ich anderen Menschen in ähnlichen Situationen Mut machen: Gebt niemals auf, denn auch aus einer aussichtslosen Situation kann etwas Neues entstehen!"

Mit Bildmaterial von Marcel Tiemann.

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