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Carsten Freudenberg: Talente sind da - müssen nur gefördert werden

Freudenberg macht sich auch in der neuen Saison für den deutschen Nachwuchs stark: Im Interview nennt das Team die Hürden bei der Förderung junger Talente.

Tim Georgi, Freudenberg Racing Team

Tim Georgi, Freudenberg Racing Team

Gold and Goose / Motorsport Images

Das Freudenberg-Racing-Team aus Bischofswerda (Sachsen) ist eine der letzten Bastionen im Aufbau des deutschen Motorrad-Nachwuchses. Jetzt kommt der Schritt in die Weltmeisterschaft.

Jahrzehntelang hat sich das Team auf nationalem Level um die Förderung des deutschen Motorrad-Nachwuchses gekümmert. Jetzt kehrt man IDM, NEC und auch der spanischen Meisterschaft den Rücken und wagt den Schritt in die neue Supersport-300-Weltmeisterschaft – und nimmt deutsche Fahrer mit dort hin. Es bleibt also bei dem, was sich Michael und sein Sohn Carsten Freudenberg immer auf die Fahnen geschrieben hatten: Die Förderung von deutschen Talenten.

"Das ist nach wie vor so, wir kümmern uns ja um den deutschen Nachwuchs und machen ein reines, deutsches Team", so Carsten Freudenberg im Gespräch mit 'Motorsport.com'. "Wir wollten eigentlich ja schon immer gern mal etwas in Richtung WM machen und die Moto3 ist aus unserer Sicht einfach vom Budget her nicht finanzierbar. Die Supersport 300 ist aber eben eine gute Möglichkeit, dass man das realisieren kann."

Insgesamt beschreibt Freudenberg die Situation im deutschen Nachwuchsbereich als "es ist schon schwierig, da müssen wir ehrlich sein". Es würde da "irgendwie auf der Stelle getreten", wobei aber Talente vorhanden seien. "Tim Georgi ist aus meiner Sicht jetzt der einzige, der es noch einmal schaffen kann, aber er steht ja genauso an einem Punkt seiner Karriere, wo er nicht weiß, wie es weiter geht. Wir werden uns jetzt in Richtung Moto3 nicht mehr weiter engagieren und der Tim müsste eigentlich noch mal ein Jahr in Spanien fahren."

Kritik übt der ehemalige MZ-Cup-Champion an den großen Verbänden in Deutschland. "DMSB, ADAC – die ganzen Institutionen – die fühlen sich alle nicht richtig verantwortlich und überlassen das alles immer den Fahrern selbst und das ist nicht zielführend. Da müsste man schon so eine Art – wie es in Italien der Rossi macht – Trainingszentrum einrichten, wo man sagt: Dort kommen Tim Georgi, Geiger, die Orgis-Brüder, dort kommen die hin und werden zielgerichtet gefördert."

"Das geht aber wirklich nur mit einem Team, was vom ADAC oder DMSB mit finanziert wird und über viele Jahre hinweg eingesetzt wird, wo mal nicht immer nur gesagt wird: Okay, wir machen mal nur ein Jahr. Da muss man wissen, dass dort immer die besten Fahrer hinkommen und das Team müsste unten in Spanien in der Junior-WM stationiert sein – und dann geht es auch weiter."

Und gerade bekommt Deutschland die Probleme im Nachwuchsbereich klar zu spüren: Stefan Bradl ist nach nicht einmal einer ganzen Saison in der Superbike-Weltmeisterschaft durchs Raster gefallen. Sandro Cortese steht vor dem Aus, nachdem das Kiefer-Team in finanzielle Schräglage geriet und auf dubiose Investoren hereinfiel. Die Mannschaft macht zwar weiter, aber mit nur einem Fahrer – Dominique Aegerter aus der Schweiz. Cortese darf sich maximal noch Hoffnungen auf einen Platz in der Supersport-Weltmeisterschaft machen. Einer Serie, die in Deutschland kaum einer kennt. Den Weltmeister-Titel von Jörg Teuchert im Jahr 2000 nahmen und nehmen heute noch nur die allerwenigsten Hardcore-Fans wahr.

Nun hat am Mittwoch auch noch Jonas Folger seinen Start in der MotoGP-WM 2018 zurückgezogen. Und was kommt und bleibt jetzt? Marcel Schrötter in der Moto2 und noch ein Mal Philipp Öttl in der Moto3. In der Superbike-WM ist wieder keiner dabei.

Trotzdem sieht Freudenberg in Deutschland Potential. "Die Talente gibt es ja", sagt er. "Orgis, Geiger, Georgi – das sind ja Talente, aber in der Moto3 geht es einfach nicht weiter. In der Deutschen Meisterschaft gibt es keine Moto3 mehr, weil es einfach zu teuer ist und es keiner finanzieren kann." In den letzten Jahren wurde vom ADAC zwar die Initiative zum Northern European Cup (NEC) ergriffen, auch das Team Freudenberg war dort unterwegs, doch alles richtig gemacht hat man damit laut der Meinung des Teamchefs nicht. "Es ist vielleicht auch ein Fehler vom ADAC, das auszulagern, von der IDM weg, dass jeder so sein eigenes Süppchen kocht, das ist auch nicht ideal. Früher war das eben so, da gab es die typische Leiter: Junior-Cup, 125er, wenn man dort gut war vielleicht in die WM direkt rein oder eben Yamaha-Cup oder Supersport. Aber diese Leiter wurde eben unterbrochen und das ist ja das Problem, das jeder jetzt woanders fährt."

Trotzdem, so Freudenberg, braucht es diese Klasse und Serie. "Der NEC ist schon eine schöne Geschichte, wenn man aus dem Junior-Cup kommt und die ersten Erfahrungen in Richtung Moto3 macht, da ist das in Ordnung", sagt er und bezieht sich auf den Sprung aus Junior-Cup nach Spanien. Der sei viel zu groß. "Weil dort ist es ziemlich hart und das Leistungsniveau – das wären schon zwei Schritte und man sollte einen nach dem anderen machen."

"Der NEC ist daher in der Form richtig, aber wenn man dort ein Jahr gefahren ist – und wie der Timi Meister wird – dann muss man den nächsten Schritt in die Junior-WM gehen. Aber da reden wir eben auch vom drei-, vierfachen Budget als in der NEC und das ist dann für viele schon wieder nicht mehr realisierbar. Von daher sind wir an dem Punkt: Die besten Fahrer, die in der NEC vorne fahren und gewinnen und dort auch dominieren, die sollten in Spanien fahren und müssen in Spanien fahren, die brauchen dort aber auch zwei, drei Jahre."

"Wie wir mit dem Tim nach Spanien gegangen sind, da sind uns ja auch alle um die Ohren gefahren", weiß er. "Er war im guten Mittelfeld, aber das hat ja hier keinen interessiert. Wenn du dort 25. bist, da haben die Leute hier ja immer gedacht, man macht schlechte Arbeit oder ist nicht konkurrenzfähig. Aber Platz 24 oder 25 ist ein gutes Mittelfeld. Und ein Niccolo Bulega oder so – die sind auch alle mal dort hinten rum gefahren und haben sich erst über die Jahre hinweg entwickelt. Das darf man nie vergessen."

Damit spricht Freudenberg einen weiteren Missstand an: Die allgemeine, deutsche Erwartungshaltung. "In Deutschland erwartet man immer: Man wird hier deutscher Meister, geht in die Junior-WM und wird dort sofort Weltmeister, aber so ist es einfach nicht."

Und dann kommt eben noch der Kostenfaktor hinzu. Freudenberg erinnert sich an die Zeiten, als das Startfeld in der 125ccm-Zweitaktklasse voll war. Seit Einführung der Moto3-Regel, ist das alles andere als der Fall. "Genau das ist ja der Punkt: Die Motorräder sind immer teurer geworden, seit es die Moto3 gibt. Seit das eingeführt wurde, sind die Kosten enorm in die Höhe gegangen. Früher konnte man eben mit einer 125er-Honda immer weiter aufrüsten und konnte das Jahr für Jahr im Griff halten. Aber jetzt kostet ja schon eine Motorrevision bei einer Moto3 6.000 Euro."

Und mit einem "alten" Motorrad lässt sich kaum ein Blumentopf gewinnen. "Man ist ja jetzt fast gezwungen, jedes Jahr, wenn man vorn mitfahren will, ein aktuelles Werksmotorrad, was aus der WM kommt, immer wieder zu holen. Und da reden wir von 60-70.000 Euro pro Motorrad. Wer hat das? Das Problem ist eigentlich echt, dass man das nicht mehr finanzieren kann. Das ist wirklich das Hauptproblem."

Aber eben, wie oben schon einmal erwähnt, dass man in Deutschland nichts hinter dem Sieg akzeptiert und der sofort kommen muss. "Und dass man keine Geduld hat in Deutschland. Klar, wir als Team Freudenberg geben uns auch Mühe, aber wir sind auch nicht in der Lage, diese ganzen finanziellen Mittel alleine zu stemmen und da sind wir auch immer wieder gezwungen, Fahrer zu nehmen, die auch Budget mitbringen, um das überhaupt am Laufen zu erhalten."

Daher geht die Mannschaft nun in die Supersport-300-Weltmeisterschaft, die im Rahmen der Superbike-WM ausgefahren wird. Gerechnet hat man da aber auch. "Die Junior-WM-Saison, das ist ja kein Geheimnis, da brauch man auf jeden Fall 150.000 Euro, wenn man konkurrenzfähiges Material und ein gutes Team haben will. Aber 150.000 Euro ist der Einstieg, das geht aber auch über 200.000, je nachdem, wie viel man testet, denn die Tests sind unglaublich teuer. Die Supersport-300 sehe ich so zwischen 80 und 120.000 Euro, auch je nach dem, wie viele Tests sind. Es ist auf jeden Fall viel, viel günstiger und man fährt eben schon in einer Weltmeisterschaft, bei der Junior-WM sind wir ja immer noch „bloß“ in Spanien."

Außerdem bekommt das Team Freudenberg in der WorldSSP300 kräftig Unterstützung vom KTM-Werk aus Österreich. "KTM hatte uns voriges Jahr Mitte der Saison angesprochen", so Carsten Freudenberg. "Die haben ein Motorrad für diese Supersport-300-Klasse gebaut, eine R390R haben die im Prinzip entwickelt und gebaut und dieses Motorrad kommt jetzt dieses Jahr. Und das wollten sie eben auch werksseitig einsetzen und da wir uns mit KTM sehr gut kennen, kam eben dieser Deal zustande."

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