"Andere Einstellung": Wie sich Stefan Bradl laut LCR-Teamchef verändert hat
Lucio Cecchinello lobt Stefan Bradl für seine Einsätze und zieht einen Vergleich zu den gemeinsamen drei MotoGP-Jahren sowie zu Cal Crutchlow.
Foto: : Gold and Goose / Motorsport Images
Als amtierender Moto2-Weltmeister stieg Stefan Bradl zur Saison 2012 mit LCR-Honda in die MotoGP ein. In drei gemeinsamen Jahren war eine Pole-Position und ein zweiter Platz die beste Ausbeute. Ende 2018 kam es dann zu einem "Revival". Bradl sprang in Malaysia und in Valencia für den verletzten Cal Crutchlow ein. Beide Wochenenden wurden von Wetterkapriolen beeinflusst. Bradl beendete die Rennen auf den Positionen 13 und neun.
Für LCR-Teamchef Lucio Cecchinello war Bradl als Ersatzfahrer die logische Wahl. Einerseits kennt man sich, andererseits ist der Deutsche als Honda-Testfahrer für kurzfristige Einsätze bereit. "Es hat mir Freude bereitet, denn es war wie ein Flashback", sagt Cecchinello im Gespräch mit 'Motorsport.com'. "Als er die Arbeit mit den Ingenieuren begonnen hat, war es so, als hätte es nie eine Pause gegeben."
Lobende Worte: "Bradl hat Aufgabe korrekt erfüllt"
Mit der Leistung war Cecchinello zufrieden. Der Ex-Rennfahrer hat Verständnis dafür, dass Bradl nicht gleich auf dem Level war wie Crutchlow, denn als Testfahrer hat man nicht viele Einsätze. "Das war mehr als verständlich", betont der Italiener und hält fest: "Man muss verstehen, dass ein MotoGP-Fahrer, der die ganze Saison bestreitet, ein besseres Gefühl für das Motorrad entwickelt, als wenn man nur zwei, dreimal auf das Motorrad springt. Bei Testtagen attackiert man auch nicht wie bei einem Rennen. Deshalb ist man das Limit nicht mehr gewohnt."
"Meiner Meinung nach hat er seine Aufgabe bei uns mehr als korrekt erfüllt", lobt Cecchinello, der glaubt, dass man mit weiteren Einsätzen eine Steigerung sehen würde: "Wenn er mit uns weitermachen würde, dann würden wir den alten Stefan wiedersehen, der in den Top 6 und Top 7 ist. Ob er es weiter nach vorne schaffen würde? Vielleicht mit mehreren Jahren Arbeit. Die Realität ist, dass in den Top 6 Fahrer mit viel Erfahrung sind - wie Valentino Rossi und Jorge Lorenzo. Und ein Marc Marquez, der von einem anderen Planeten kommt."
Einstellung hat sich etwas verändert
Seit Bradl und LCR Ende 2014 getrennte Wege gingen, war es teilweise eine schwierige Zeit. Über Forward-Yamaha ging es für den heute 29-Jährigen für eineinhalb Jahre zu Aprilia. Anschließend folgte die schwierige Saison in der Superbike-WM. Erkennt Cecchinello Veränderungen zu jenem Bradl, der drei Jahre lang sein Stammfahrer gewesen ist? "Nein, ich sehe keinen Unterschied, aber seine Einstellung ist vielleicht etwas anders."
Der siebenmalige Grand-Prix-Sieger in der 125er-Klasse erklärt seinen Eindruck: "Als junger Fahrer spürt man den Druck, um Erfolg zu haben und eine große Zukunft vorzubereiten. Man braucht eine Hingabe von 110 Prozent. Das bedeutet, das man jeden Tag alles tun muss, um seine Performance abzuliefern. Man muss jeden Tag und jede Stunde darüber nachdenken, wie man schneller werden kann. Man muss jeden Tag trainieren und wie die Hölle arbeiten, um der Beste zu sein. Man muss ständig das Motorrad im Kopf haben."
Stefan Bradl, LCR Honda
Foto: Gold and Goose / LAT Images
"Diese Einstellung haben normalerweise MotoGP-Stammfahrer. Wenn man diese Möglichkeit nicht mehr hat oder sich für einen anderen Karriereweg entscheidet, dann ist es normal und menschlich, dass sich die Einstellung zum Risiko etwas verändert. Stefan hat immer noch ein unglaubliches Talent und viel Freude beim Motorradfahren. Für mich ist er jetzt relaxter, denn wie auch immer seine Rennergebnisse sind, es hat keine Auswirkungen auf seine Zukunft."
Auch 2019 ist Bradl bei Honda als Testfahrer gesetzt und wird bis zu drei Wildcard-Einsätze bekommen. Im nächsten Jahr wird wieder Crutchlow mit LCR angreifen. Unterschiedlicher können die beiden Charaktere kaum sein. "Stefan ist eine Mischung aus einem hochprofessionellen Athleten und einem glücklichen Menschen", beschreibt Cecchinello die beiden Typen. "Er ist glücklich und hat mit dem Team Spaß. Cal ist professionell, aber jähzornig. Er macht mit dem Team viele Späße und verbreitet viel Freude, aber gleichzeitig kann er auch Druck auf das Team und die Zulieferer ausüben, um das beste Material zu erhalten. Aus dieser Sicht ist Cal ein typisch englischer harter Mann, während Stefan die deutsche Mentalität hat."
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