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Interview

Der Crew-Chief von Dovizioso im Interview: "Er ist wie ein Ingenieur"

Der Crew-Chief von Andrea Dovizioso, Alberto Giribuola, im Interview - Was für eine gute Zusammenarbeit wichtig ist und wie das Verhältnis in der Box aussieht

Die Mannschaft rund um einen MotoGP-Fahrer ist immens wichtig für Erfolge auf der Strecke. Seit 2016 fungiert Alberto Giribuola als Crew-Chief für Andrea Dovizioso in der Ducati-Box. Die beiden Italiener verstehen sich gut und sind ein eingespieltes Team. Gemeinsam stellten sich auch Erfolge ein, denn Dovizioso wurde 2017 und 2018 Vizeweltmeister. Doch wie sieht die Zusammenarbeit hinter den Kulissen aus? Was macht einen guten Crew-Chief aus? Diese und andere Fragen beantwortet Giribuola im Interview mit 'Motorsport.com'.

Frage: "Alberto, wie sind Sie MotoGP Crew-Chief geworden?"

Alberto Giribuola: "Es ist eine lange Geschichte, aber ich mache es kurz. Meine Abschlussarbeit an der Universität handelte von Theorien des Motorrads. Ich habe dann meinen Lebenslauf ins Internet gestellt und Ducati ist darauf aufmerksam geworden - zusammen mit 15 anderen Leuten, glaube ich. Also gab es dann ein Bewerbungsgespräch und meine Leidenschaft für Motorräder hat den Unterschied ausgemacht."

"Ich habe dann für drei Jahre als Elektronikingenieur bei Pramac gearbeitet. Dann wechselte ich zu den Superbikes und fungierte für Ducati als Crew-Chief. Sie gaben mir die Chance, mich weiterzuentwickeln. Als Andrea in der MotoGP zu Ducati wechselte, formten sie ein neues Team für ihn. Sie brauchten jemanden für die Datenanalyse und sie haben mich geholt."

"2013 und 2014 habe ich mit Andrea gearbeitet. Anschließend wechselte ich wieder zu Pramac, denn Gigi wollte das Team etwas ändern. Bei Pramac war ich dann Technischer Koordinator. Das gab mir wieder die Chance, etwas anderes zu lernen, wie das Management von Ersatzteilen und generell allen Teilen für ein Motorrad. Dann wollte Andrea mir die Möglichkeit geben, zum ersten Mal in meinem Leben ein Crew-Chief zu sein. Also habe ich damit angefangen."

Crew-Chief muss Fahreraussagen in Technik umsetzen

Frage: "Welche Eigenschaften muss ein guter Crew-Chief haben?"

Giribuola: "Man muss Ruhe bewahren und immer die Kontrolle haben, denn es gibt oft schwierige Situationen. Dafür muss man bereit sein und die besten Entscheidungen treffen. Man muss auch mit dem Fahrer sprechen können und ihm vermitteln, was momentan gut läuft oder nicht so gut läuft. Er muss auch verstehen können, was er selbst tun kann, um schneller zu werden. Manchmal ist das nicht so einfach, denn manche Fahrer verstehen das, andere nicht. Also man muss das auch gut vermitteln können."

Andrea Dovizioso

2017 und 2018 wurde Andrea Dovizioso Vizeweltmeister

Foto: LAT

Frage: "Also manchmal kann ein Fahrer auch nur mit gutem Zureden schneller werden, ohne etwas am Motorrad zu verändern?"

Giribuola: "Ja. Manchmal sage ich Andrea, dass wir erst einen Schritt beim Motorrad machen können, wenn er zunächst seinen Fahrstil ändert. Es gibt kein Set-up, das einen um eine halbe Sekunde schneller macht. Wenn wir die Daten mit einem schnelleren Fahrer vergleichen können, dann kann ich Andrea sagen, wo er vielleicht hier etwas anderes machen könnte. Wenn du es probierst und es nicht schaffst, dann sagst du mir genau wo das Limit ist und ich kann dann etwas beim Motorrad machen, damit du dich komfortabler fühlst und das machen kannst. Es ist eine gemeinsame Arbeit."

Dovizioso analytisch, aber zu verkrampft manchmal?

Frage: "Andrea wirkt sehr analytisch, zu nachdenklich manchmal?"

Giribuola: "Er ist wie ein Ingenieur. Er will ganz genau wissen, was mit dem Motorrad und dem Set-up passiert. Aber er sagt zu mir nie, was ich machen soll. Er teilt mir nur sein Gefühl und die Probleme mit. Dann vertraut er mir, dass ich die Entscheidungen treffe. Er mag es aber, dass ich ihm dann alle technischen Details erkläre."

Frage: "Vor einigen Jahren meinte einmal sein Ex-Teamkollege Cal Crutchlow, dass Andrea zu verkrampft ist und sich alles in ein Notizbuch aufschreibt?"

Giribuola: "Ich glaube, Andrea hat sich diesbezüglich etwas verändert. Als wir mit der Zusammenarbeit begonnen haben, hat er mehr kontrolliert. Ich weiß nicht, ob das daran lag, dass er der Arbeit der anderen Leute nicht vertraut hat, oder er einfach alles in der Hand haben wollte. Jetzt genießt er es mehr und verlangt vom Team nur die notwendigen Dinge. Ansonsten sieht er, dass Ducati sehr gut arbeitet. Deshalb ist er jetzt relaxter."

Man muss auf alles vorbereitet sein

Frage: "Eure Mannschaft wirkt immer ruhig und es scheint immer einen Plan zu geben, wenn plötzlich etwas passiert, wie ein Sturz oder Wetteränderungen."

Giribuola: "Das liegt glaube ich an meinem Charakter, denn Andrea sagt zu mir auch oft, dass ich an die extremsten und schlimmsten Szenarien denke. Aber so bin ich eben, denn ich will klare Ideen und Pläne haben. Vor dem Freien Training mache ich ein Meeting mit dem ganzen Team, denn alle Mechaniker müssen ein Teil des Teams sein. Sie sollen nicht nur nach meinen Anweisungen am Motorrad arbeiten."

Alberto Giribuola

Seit 2016 leitet Alberto Giribuola die Mechaniker von Andrea Dovizioso

Foto: LAT

"Wir wissen schon wie viele gezeitete Runden wir pro Versuch fahren, wie viel Zeit wir in der Box verbringen werden und was wir wahrscheinlich nach dem ersten und zweiten Stopp ändern werden. Und wie viel Zeit wir für alles haben. Die Mechaniker sind also mit ihrem Werkzeug vorbereitet und warten nur auf die Anweisung, ob wir die Änderung machen oder nicht. Sie kennen den Plan. Das gefällt auch Andrea."

"Ein Beispiel ist Valencia im Vorjahr. Wir hatten einen neuen Regenreifen für den Neustart (Reifen während roter Flagge gewechselt; Anm. d. Red.). Nicht viele Fahrer hatten noch einen zur Verfügung. Wir haben genau auf den Wetterbericht geachtet und uns war klar, dass es ein starker Niederschlag sein wird. Im Warm-up sind dann viele Fahrer mit einem frischen Regenreifen auf die Strecke gegangen. Wir haben uns gemeinsam dafür entschieden, einen für den Fall der Fälle aufzuheben."

"Andrea meint zwar, dass ich manchmal zu extrem denke, aber manchmal hilft das. Es ist wichtig, alle Details vorzubereiten, auch schon vor dem Wochenende. Denn wenn man sich nur auf das Gefühl verlässt, kann man beim Set-up in die Irre geleitet werden."

Ähnliche Beziehung wie zu einer Freundin

Frage: "Auch Marc Marquez und Santi Hernandez sind sehr eingespielt und überraschen immer wieder mit innovativen Ideen."

Giribuola: "Natürlich beobachten wir sie, denn man muss darüber nachdenken, wenn sie etwas anders machen. Man muss aber auch an die Charakteristik von ihrem und unserem Motorrad denken und auch an die Charakteristik der Fahrer. Zum Beispiel kann Marc Marquez im Training sofort eine super-schnelle Runde fahren. Wir arbeiten mehr an Details und fahren die schnelle Runde am Ende des Trainings. Andrea fühlt sich auf diese Art auch wohler."

"Natürlich beobachten wir immer die anderen Teams, und wenn es etwas zu tun gibt, machen wir das auch. Aber die Charakteristik vom Team, vom Crew-Chief und vom Fahrer müssen zusammenpassen."

Andrea Dovizioso, Alberto Giribuola

Die beiden Italiener sind auch altersmäßig nahe beisammen

Foto: LAT

Frage: "Im Rallye-Sport hört man oft, dass sich Fahrer und Co-Fahrer besser kennen als ihre Frauen. Wie ist es bei euch?"

Giribuola: "Es ist schon irgendwie wie eine Beziehung zu einer Freundin, denn man muss die Emotionen von der anderen Seite spüren. Andrea spricht aus Fahrersicht und ich muss es in die Ingenieurssicht übersetzen. Manchmal ist diese Übersetzung nicht einfach. Aber die Beziehung wächst mit der Zeit, vor allem im ersten Jahr."

"Man vertraut sich und weiß, was man braucht, um relaxt und gut zusammenzuarbeiten. Ich weiß natürlich nicht, wie es in den anderen Boxen aussieht, aber ich weiß, dass die Beziehung zwischen Santi und Marc auch sehr gut ist. Ich glaube, bei Andrea und mir ist es auch hilfreich, dass wir ungefähr im gleichen Alter sind, ähnliche Charaktere haben und ähnlich denken."

Frage: "Wie lange wird Andrea wohl noch MotoGP fahren?"

Giribuola: "Ich weiß es nicht. Wenn wir gute Ergebnisse haben, dann finden wir hoffentlich die Energie, dass wir lange gemeinsam weitermachen. Ich hoffe, dass er noch einige Zeit bei uns fahren wird."

Mit Bildmaterial von LAT.

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