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Suzuki-Teamchef Brivio: Wie ein MotoGP-Team von der Corona-Krise betroffen ist

Wie gehen die MotoGP-Teams mit der derzeitigen Corona-Situation um? - Suzuki-Teammanager Davide Brivio spricht offen und ausführlich darüber im Interview.

In ganz Europa sitzen die Menschen nun daheim, um die weitere Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen. Den MotoGP-Teams geht es nicht anders. Wann das erste Rennen in der Saison 2020 stattfinden wird, ist derzeit mehr als offen. Ob im Mai die Grands Prix in Spanien, Frankreich und Italien durchgeführt werden können, wird von Tag zu Tag unwahrscheinlicher.

Wie gehen die Teams mit der derzeitigen Situation um? Suzuki-Teammanager Davide Brivio spricht offen und ausführlich darüber im Interview.

Frage: "Es ist eine sehr ungewöhnliche Situation, die wir derzeit weltweit erleben."

Davide Brivio: "Natürlich ist es eine schwierige Situation, aber wir wissen alle, dass Gesundheit und Sicherheit mehr denn je die Prioritäten sind. Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sind entscheidend. Die moderne Sportwelt wurde noch nie in so einem Ausmaß betroffen. Das erinnert mich etwas an die Situation eines Weltkriegs, wo alles gestoppt wurde."

Frage: "Haben Sie so etwas schon einmal erlebt?"

Brivio: "Bestimmt nicht. Es gab noch nie so eine Notsituation, die zur Absage und zur Verschiebung von Rennen geführt hat. Wir hatten 2008 die Weltwirtschaftskrise und haben versucht, die Kosten zu reduzieren. 2018 musste das Rennen in Silverstone abgesagt werden. Aber ich erinnere mich an keine politische Situation oder Gesundheitssituation, die so eine lange Pause zur Folge hatte. Niemand hat das in der Sportwelt je erlebt. Es ist eine weltweite Situation."

Wirtschaftliche Auswirkungen derzeit unbedeutend

Frage: "Wie schwierig ist es aus Sicht eines Teammanagers, mit dieser Situation umzugehen?"

Brivio: "In den ersten Tagen war es ehrlich gesagt etwas schwierig, weil wir nie mit so einer Situation zu tun hatten. Viel in unserem Leben wird von langfristigen Planungen und Vorbereitungen bestimmt. Man blickt immer auf die nächste Woche, das nächste Monat oder das nächste Jahr."

"Aber da wir jetzt den Ernst der Lage kennen, müssen wir dieses Planungsfenster verlassen. Es ist unmöglich, irgendwelche Pläne zu machen, weil sich so viele Dinge ändern können. Jetzt ändern sich die Pläne fast minütlich. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Wir warten. Priorität hat die Gesundheit und dass wir uns um unsere Familien kümmern."

Davide Brivio

Suzuki-Teammanager Davide Brivio spricht über die aktuelle Corona-Situation

Foto: Suzuki

Frage: "Es ist natürlich eine große gesundheitliche Notsituation, aber gibt es auch aus ökonomischer Sicht große Auswirkungen für die MotoGP?"

Brivio: "Die komplette Wirtschaft ist betroffen und ich glaube, bei unserer Firma ist es nicht anders. Das komplette Business funktioniert im Moment anders. Natürlich ist auch die MotoGP betroffen. Wenn wir die Saison ohne weiteren Absagen fortsetzen können, dann werden die Auswirkungen nicht so groß sein. Bei Absagen verlieren die Rennveranstalter und Promoter."

"Es betrifft auch die Teams, denn sie haben viele Sponsoren. Aber wenn ich ehrlich bin, dann denkt momentan niemand an finanzielle Dinge. Business und Wirtschaft sind jetzt sekundär. Der Fokus liegt auf der Gesundheit und wie wir einen Weg finden, die Situation zu lösen. Wenn diese Notsituation vorüber ist, werden wir über andere Dinge nachdenken."

Kontakt via Telefon, E-Mail, WhatsApp

Frage: "Wie ist das Leben jetzt fern der Rennstrecken?"

Brivio: "Es ist anders. Wir sind es gewohnt, einen Plan zu haben. Wir wissen, wo wir morgen, in der nächsten Woche, im nächsten Monat sein werden. Jetzt arbeiten wir für eine lange Zeit von zu Hause aus und müssen lernen, damit umzugehen und das Beste daraus zu machen. Da bei uns viel Personal weltweit verstreut ist, sind wir es gewohnt, per E-Mail und Telefon zu arbeiten."

Alex Rins, Team Suzuki MotoGP

Alex Rins, Team Suzuki MotoGP

Foto: Gold and Goose / Motorsport Images

"Aber normalerweise machen wir das nur zwischen den Rennen. Momentan gibt es keine persönlichen Meetings und Gespräche. Es könnte noch lange dauern, bis wir unsere Crew und Teamkollegen wiedersehen. Natürlich befolgen wir die Richtlinien der Behörden und Regierungen. Wir sind daheim und versuchen Kontakt zu vermeiden."

"Leider ist die Situation in Italien sehr ernst. Ich hoffe, dass alle Länder weltweit das tun, was Italien und China gemacht haben. Das scheint effektiv zu sein, bevor es zu spät ist. Es wäre gut, wenn das kopiert wird, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Wir müssen unsere täglichen Aktivitäten einschränken. Aber nutzen wir diese Zeit, um Zeit mit der Familie zu verbringen, etwas zu lernen oder neue Interessen zu finden."

Frage: "Wie koordinieren sich die Werke und die Teams mit den Institutionen wie Dorna, FIM und IRTA?"

Brivio: "Ich muss sagen, dass wir in regelmäßigem Kontakt mit dem Dorna Management stehen. Wir besprechen uns und schlagen Möglichkeiten und Lösungen vor. Dorna und IRTA haben die Teams im Zuge der Absagen und Verschiebungen auf dem Laufenden gehalten. Wir haben ein gutes Verhältnis. Alle sind erreichbar und offen, um für alle die Probleme zu lösen."

"Es ist eine sehr schwierige Zeit und wir verstehen die Schwierigkeiten der Dorna. Als Team versuchen wir sie maximal zu unterstützen und solidarisch zu sein. Wir arbeiten zusammen, um mit dieser Situation umgehen zu können."

Ungewissheit: Man kann keine Pläne schmieden

Frage: "Das Rennen in Katar wurde für die MotoGP-Klasse abgesagt. Thailand, Texas und Argentinien wurden verschoben. Und es sieht auch nicht gut für den weiteren Kalender aus. Gibt es schon Neuigkeiten?"

Brivio: "Noch nicht. Wir verfolgen die Situation Tag für Tag, so wie jeder auch. Wir versuchen Pläne zu machen und warten dann ab, ob sie umsetzbar sind. Ob der Plan ausgeführt werden kann, oder wir einen neuen brauchen. Wie gesagt, wir stehen in Kontakt mit Dorna und IRTA und können abhängig von den Nachrichten die Dinge ändern. Natürlich wollen wir so bald wie möglich auf der Strecke sein, aber zuerst müssen wir diese Notsituation meistern."

 

Frage: "Gibt es eine Art Krisenkomitee, das die Meisterschaft neu organisiert?"

Brivio: Eigentlich nicht. Das Dorna Management spricht mit allen Strecken und Veranstaltern, um die beste Lösung zu finden. Wir als Team kontaktieren sie und sprechen darüber."

Frage: "Sprechen Sie auch mit den Mitarbeitern in der Fabrik, um Änderungen zu diskutieren?"

Brivio: "Natürlich. Wir sprechen mit unseren Ingenieuren in Japan, um die Pläne anzupassen. Bei Suzuki wurde in den vergangenen Wochen daran gearbeitet, die letzten Details für den Start der Meisterschaft anzupassen. Aber aus technischer Sicht sind wir ziemlich okay. Das Motorrad war bereit. Diesbezüglich wollen wir nicht so viel machen."

Fahrer setzen Trainingsprogramm fort

Frage: "Gibt es für die Firma bestimmte Sicherheitsrichtlinien, die Reisen und so weiter betreffen?"

Brivio: "Für die Firma sind Reisen sehr stark eingeschränkt. Von unserem Team reist momentan niemand. Wir haben auch den Test abgesagt, der vom 18. bis 20. März in Jerez geplant war."

Frage: "Wie sieht der Kontakt mit den Teammitgliedern aus? Wie geht es ihnen, wenn es so lange keine Rennen gibt?"

Brivio: "Wir stehen mit allen in Kontakt, um sie über Neuigkeiten zu informieren. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Über Telefon, E-Mail und WhatsApp ist es einfach, Neuigkeiten zu teilen. Im Prinzip warten wir und unterstützen uns gegenseitig."

 

Frage: "Wie geht es den Fahrern, sind Sie oft mit ihnen in Kontakt?"

Brivio: "Sie sind natürlich nicht glücklich, denn sie waren für den Saisonstart bereit. Aber sie sind in guter Form. Sie trainieren viel und bleiben fokussiert, damit sie jederzeit das erste Rennen fahren können - wann auch immer das sein wird. Jeder versteht die Prioritäten und die Sicherheitsmaßnahmen. Sie akzeptieren die Situation wie jeder andere auch."

Frage: "Wie gehen die Fahrer damit um, dass sie zu Hause bleiben müssen?"

Brivio: "Es geht ihnen gut, sie leben beide in Andorra. Sie organisieren ihr Training und bleiben aktiv, während sie eingeschränkt sind."

Frage: "Wie beeinflusst die Krise die Arbeitsstrategie für die weitere Saison - auf und abseits der Strecke?"

Brivio: "Momentan nicht sehr. Momentan ist die Situation ungewiss. Wir warten, denn wir wissen nicht, wann das erste Rennen stattfinden wird. Deshalb ist es schwierig, eine Strategie festzulegen. Wie wissen nur, dass der letzte Abschnitt der Meisterschaft sehr stressig werden wird, wenn es zwischen September und November so viele Rennen geben wird. Wenn die Saison losgeht, werden wir eine Strategie planen. Momentan machen wir nur unsere Hausaufgaben und bleiben bereit."

Frage: "Wenn wir an die starke Performance von Suzuki bei den Wintertests denken, dann ist es für euch natürlich schade, dass der Saisonstart verschoben werden musste?"

Brivio: "Rein aus sportlicher Sicht ist es natürlich sehr schade. Wir waren enttäuscht, weil wir das Gefühl hatten, dass wir gutes Potenzial haben. Wir wollten sehen, wo uns das hinbringt. Wir wollten Rennen fahren. Aber jetzt sind die Prioritäten komplett anders. Die Welt befindet sich in einer Krise. Wir müssen das lösen und auf uns und unsere Liebsten achtgeben."

Frage: "Was wollen Sie den MotoGP-Fans sagen, die zu Hause sitzen und auf die ersten Rennen warten?"

Brivio: "Das wichtigste Rennen ist jetzt gegen COVID-19. Besiegen wir das Virus und dann können wir wieder das Leben und die MotoGP genießen. Wir verstehen die Fans, denn wir warten auch und brennen vielleicht sogar mehr als die Fans darauf, dass wir wieder Rennen fahren können."

"Wenn es losgeht, dann wird es eine tolle Meisterschaft werden! Viele Fahrer haben die Fähigkeiten, tolle Leistungen zeigen zu können. Viele werden um den Sieg kämpfen. Ich weiß, dass Warten schwierig ist, aber momentan müssen wir uns auf diese Notsituation konzentrieren. Es ist wichtig, dass wir den Anweisungen folgen und zu Hause bleiben. Wenn wir das weltweit für einige Wochen machen, dann werden wir so bald wie möglich wieder Rennen haben."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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