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Thailand: Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Jorge Lorenzo kommt in Buriram als 18. ins Ziel: Redakteur Sebastian Fränzschky erklärt, wie die Karriere des Spaniers zu einer Sackgasse wurde

Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team

Gold and Goose / Motorsport Images

Liebe Motorradfreunde,

Hafizh Syahrin und Karel Abraham – nein, das sind nicht die Kandidaten, die sich beim Grand Prix von Thailand für einen Platz in unserer Montagskolumne empfohlen haben. Das sind die Namen der Fahrer, die momentan die größten Gegner von Ex-Weltmeister Jorge Lorenzo sind. Karel Abraham, der Paydriver der MotoGP schlechthin, kam in Buriram nur 1,3 Sekunden hinter Lorenzo ins Ziel.

Es ist schockierend, Jorge Lorenzo auf seiner Werks-Honda zu beobachten. Bei den bisherigen elf Rennen für Honda konnte der dreifache MotoGP-Champion noch nicht ein Mal in die Top 10 fahren. Der 18. Platz in Thailand war der Tiefpunkt der Saison. Sagenhafte 54,7 Sekunden fehlten Lorenzo auf Teamkollege Marc Marquez.

Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team, Karel Abraham, Avintia Racing
Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team, Karel Abraham, Avintia Racing, Hafizh Syahrin, Red Bull KTM Tech 3
Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team, Karel Abraham, Avintia Racing, Hafizh Syahrin, Red Bull KTM Tech 3
Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team, Karel Abraham, Avintia Racing, Hafizh Syahrin, Red Bull KTM Tech 3
Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team
Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team
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Natürlich, Jorge Lorenzo ist noch nicht komplett genesen von der schweren Verletzung, die er sich Ende Juni in Assen zuzog. Aber der Spanier sagt selbst, dass er durch seine körperlichen Wehwehchen nicht mehr besonders stark eingebremst wird. Verantwortlich sind die Kombination Honda/Lorenzo und das absolut nicht mehr vorhandene Selbstvertrauen des Ex-Champions.

Fakt ist, dass der ehemalige Yamaha- und Ducati-Werkspilot bei seinem Abflug in Assen nur knapp einer absoluten Katastrophe entgangen ist. Er zog sich zwei Brustwirbelbrüche zu. Auch wenn die Motorrad-Profis extrem harte Typen sind, realisieren sie, dass spätestens bei Brüchen in der Wirbelsäule der Spaß aufhört. Mit etwas mehr Pech hätte sich Lorenzo eine Verletzung zugezogen, die sein Leben nachhaltig verändert hätte. Und das hat er im Sommer während seiner Auszeit realisiert.

In Thailand musste sich Lorenzo nach wenigen Runden dem aus der Boxengasse gestarteten Jack Miller kampflos geschlagen geben. Fährt so ein ehemaliger Weltmeister? Liegt es an der fehlenden Erfahrung mit der Honda?

Was bei Honda anders ist als bei Ducati

Ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass Lorenzo bei HRC happy wird. Von vorn herein war ich skeptisch, denn die RC213V entspricht in etwa dem kompletten Gegenteil von dem, was Lorenzo sich von einem Motorrad wünscht. Klar, einige werden argumentieren, dass das bei der Ducati Desmosedici auch der Fall war. Aber das stimmt in meinen Augen nur bedingt.

Ducati holte Lorenzo, um das fehlende Puzzlestück zu finden, das zum Titel fehlt. Gigi Dall'Igna hatte zwei offene Ohren für die Feedbacks des Spaniers. Lorenzos Meinungen flossen direkt in die Entwicklung ein. Die Situation bei Honda war mit der von Ducati überhaupt nicht zu vergleichen.

Jorge Lorenzos Abschied von Ducati
Jorge Lorenzos Abschied von Ducati
Jorge Lorenzos Abschied von Ducati
Jorge Lorenzos Abschied von Ducati
Jorge Lorenzos Abschied von Ducati
Jorge Lorenzos Abschied von Ducati
Jorge Lorenzos Abschied von Ducati
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Mit Marc Marquez hatte Honda von 2013 bis 2018 in sechs Jahren fünf WM-Titel eingefahren. Und alle wussten, was in der Saison 2015 schief gelaufen war. Ohne die Fehlentscheidungen im Winter hätte Marquez vermutlich auch diese Saison gewonnen.

Honda brauchte Lorenzo nicht, um die RC213V besser zu machen und grundlegende Änderungen vorzunehmen. Man hatte ja bereits ein Sieger-Motorrad. Lorenzos Input wäre maximal dabei hilfreich gewesen, um aus der sehr spitz zu fahrenden Honda ein Motorrad zu machen, mit dem viele Fahrertypen auf Anhieb schnell sind.

Lorenzo vs. Honda: Wer schmeißt zuerst hin?

Sehen wir den Fakten ins Auge: Das Verhältnis zwischen Honda und Lorenzo ist irreparabel zerstört. Im Sommer tauschten sich HRC-Teammanager Alberto Puig und Lorenzo über die Medien einige Nettigkeiten aus. Der Streit der beiden Spanier gelangte somit in die Öffentlichkeit.

Teilweise wusste Puig nicht, ob Lorenzo seinen Vertrag erfüllt und auch 2020 in Repsol-Farben antritt. Aktuell beharren beide Parteien auf der weiteren Zusammenarbeit, auch wenn genau genommen keiner wirklich Interesse daran hat.

Alberto Puig
Marc Marquez, Repsol Honda Team, mit Alberto Puig und Santi Hernandez
Alberto Puig
Marc Marquez, Repsol Honda Team, mit Alberto Puig
Alberto Puig, Marc Marquez, Jorge Lorenzo
Alberto Puig
Alberto Puig und Carmelo Ezpeleta
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Es geht wie so oft ums Geld. Wenn Lorenzo seinen Vertrag auflöst, verliert er schätzungsweise 3,5 Millionen Euro an Gage. Honda hofft, dass Lorenzo den Stecker zieht, damit man ihn nicht bezahlen muss. Und Lorenzo wird sich wünschen, von Honda freigestellt zu werden. Es ist eine Art Taktikspiel, wer zuerst blinzelt.

Beide Parteien haben viel zu verlieren

Honda und Lorenzo nehmen bei diesem Spielchen unschöne Konsequenzen in Kauf. Lorenzo sägt damit an seiner eigenen Reputation. Honda spielt mit dem eigenen Image, denn die RC213V ist in den Augen vieler Fans ein Motorrad, mit dem nur ein Fahrer schnell sein kann. Es gibt viele Parallelen zu den Jahren, in denen nur Casey Stoner die Ducati Desmosedici beherrschte. Zudem verschenkt Honda vermutlich den Titel in der Teamwertung, wenn sie weiterhin an Lorenzo festhalten.

Während Marc Marquez in Thailand vorzeitig den Titel in der Fahrerwertung sicherstellte und mit 325 Punkten zum HRC-Heimspiel nach Motegi reist, hat Lorenzo in elf Rennen nur magere 23 Punkte gesammelt. Der Weltmeister von 2010, 2012 und 2015 liegt in der Fahrerwertung momentan auf Platz 19. Selbst Miguel Oliveira, Johann Zarco und Francesco Bagnaia konnten mehr Punkte sammeln als die Startnummer 99.

Ich wünsche mir den alten Lorenzo zurück, der mit seinem bemerkenswerten Fahrstil an der Spitze den Hammer fallen lässt. Doch aktuell verpulvert der Mallorquiner bei Honda sein restliches Selbstvertrauen. Die Uhr tickt. Lorenzo läuft die Zeit davon.

Lorenzo-Comeback: Wie Rossi 2013?

Selbst mit einer auf seinen Fahrstil angepassten Maschine würde Lorenzo vermutlich eine Weile brauchen, um wieder zu alter Stärke zu finden und Vertrauen aufzubauen. Doch welche Alternativen zu Honda gibt es mit Blick auf das kommende Jahr? Es sieht mittlerweile nicht besonders gut aus für den 32-Jährigen.

1. Jorge Lorenzo, 2. Valentino Rossi
Valentino Rossi, Yamaha Factory Racing, mit Crewchief Jeremy Burgess
Valentino Rossi, Yamaha Factory Racing
Valentino Rossi, Yamaha Factory Racing
Valentino Rossi, Yamaha Factory Racing
Valentino Rossi, Yamaha Factory Racing
Valentino Rossi, Yamaha Factory Racing
Podium: 1. Valentino Rossi, 2. Marc Marquez, 3. Cal Crutchlow
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Apropos Alter: Sollte die MotoGP-Saison 2020 für Lorenzo ein Übergangsjahr werden und er kann erst 2021 wieder mit passendem Material antreten, dann wird er zu diesem Zeitpunkt 34 Jahre alt sein. Reichlich spät für einen Neuanfang.

Wenn ich den Lorenzo-Fans Mut machen soll, dann würde ich jetzt sagen, dass Valentino Rossi auch 34 Jahre alt war, als er 2013 bei Yamaha einen Neuanfang wagte. Doch realistisch betrachtet muss ich zwei Dinge anmerken: Ja, Rossi hatte bei Ducati zwei schwierige Jahre, aber mit Lorenzos Situation bei Honda waren diese Jahre nicht zu vergleichen. Und Punkt zwei: Lorenzo ist nicht Rossi.

Geht Lorenzos MotoGP-Karriere bei Honda zu Ende?

Was ich damit sagen will: Momentan würde ich darauf tippen, dass Lorenzo weiterhin darauf spekuliert, bei Honda zu bleiben. Und dass er das nur aus finanziellen Gründen macht, weil es seine Endstation in der MotoGP ist.

Er dürfte realisiert haben, dass neue Generation bereit ist. Fahrer wie Fabio Quartararo, Alex Rins, Joan Mir oder Miguel Oliveira haben sich bereits etabliert und können sich weiter steigern. Ihnen gehört die Zukunft, während die Tage von Valentino Rossi, Andrea Dovizioso und auch Jorge Lorenzo gezählt sind.

Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team
Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team, mit Ramon Aurin
Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team
Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team
Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team
Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team
Jorge Lorenzo, Repsol Honda Team
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Es würde mir sehr leid tun, wenn Lorenzo so abtreten muss. Anderseits wäre das der Preis für die riskanten Wechsel in den vergangen Jahren. Da ist der Spitzensport knallhart. Irgendwie muss ich ständig an Landsmann Fernando Alonso denken, der seine Karriere durch ähnliche Entscheidungen vom Kurs abbrachte.

Aber vielleicht hat Lorenzo ja doch noch einen Joker im Ärmel und überrascht uns alle. Ich würde es ihm wünschen. Im Paddock der MotoGP gibt es wohl keinen Fahrer, der eine so unpassende Außendarstellung hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ihr
Sebastian Fränzschky

 

 

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