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Ivan Ballinari: „Ich würde gerne ein anderes Programm absolvieren, vielleicht sogar im Ausland“

Der Schweizermeister aus dem Kanton Tessin hat ein langes und interessantes Gespräch mit Motorsport.com geführt, bei dem er auf die Welt der Rallyes, seine Zukunftserwartungen und vor allem seine Karriere, die durch die beiden nationalen Titel 2018 und 2019 gekrönt wurde, zu sprechen kam.

Ivan Ballinari, Skoda Fabia R5, Lugano Racing Team

Ivan, wie haben Sie den zweiten Titelgewinn im Vergleich zur Meisterschaft im Jahr zuvor erlebt?

Der erste Titel, der von 2018, war sicherlich der härtere, aber auch derjenige, den ich mir mehr ersehnt hatte. Wir waren in den Jahren zuvor einige Male nahe dran gewesen, doch aus unterschiedlichen Gründen schafften wir es nie, den Titel zu gewinnen. In diesem Jahr hingegen ging es uns in erster Linie um den Spass und wir wollten unseren Konkurrenten einfach das Leben so schwer wie möglich machen. Wir machten uns selber keinen Druck und haben beispielsweise versucht, die ersten beiden Rennen einfach zu geniessen. Doch dann begannen wir, uns Gedanken über einen weiteren Titel zu machen, und ab da stand plötzlich wieder die Tabelle in unserem Fokus. Den Titel 2019 haben wir schlicht mit viel weniger Strategie erreicht.

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In dieser Saison gab es einige harte Kämpfe, vor allem mit Gregoire Holz und Michael Burri. Wie haben Sie diese Konfrontationen erlebt?

Zu Beginn der Saison war noch nicht klar, ob wir überhaupt an der Schweizermeisterschaft teilnehmen würden. Doch der Grund, warum wir doch bereits ab den ersten Rennen dabei waren, ist, dass das fahrerische Niveau sehr hoch ist, und es ist immer unser Ziel, gegen die bestmöglichen Gegner anzutreten. Im Kampf um die Meisterschaft war es in erster Linie Holz, den es zu schlagen galt. Er war immer mein Idol gewesen, und gegen ihn anzutreten, war eine grosse Herausforderung, aber auch eine grosse Befriedigung, denn immerhin konnten wir ihn schlagen.

Ich glaube, Burri ist ein junger Pilot mit grossartigen Zukunftsaussichten, der bereits jetzt zeigt, wie schnell er ist. Wir werden mit Sicherheit noch viel von ihm hören. Wir sind von daher sehr stolz auf diesen Titel, den wir uns gegen extrem starke Gegner erkämpfen mussten.

Ivan Ballinari, Marco Menchini, Skoda Fabia R5, Lugano Racing Team

Ivan Ballinari, Marco Menchini, Skoda Fabia R5, Lugano Racing Team

Photo by: Olivier Wintenberger

Wie sehen Sie die Zukunft der Schweizer Rallye-Meisterschaft?

Ich sehe einige Schwierigkeiten. Wenn wir nicht einige Regelanpassungen vornehmen, wenn wir uns nicht alle an einen Tisch setzen, um zu sehen, was gemacht werden muss, sehe ich keine grosse Zukunft für die Schweizermeisterschaft. Aber meiner Meinung nach gilt das beispielsweise auch für die italienische Meisterschaft. Die einzigen, die zu überleben scheinen, aber auch dort nur mit grossem Aufwand, sind die Weltmeisterschaft und die Europameisterschaft. Aber abgesehen von diesen offiziellen Kategorien sieht man immer weniger Wachstum. Wir müssen die Regeln verändern, um es möglichst vielen Piloten zu ermöglichen, an der Meisterschaft teilzunehmen. Es ist wichtig, dass junge Piloten den Sprung in die Schweizermeisterschaft schaffen, und dass wir hoffnungsvollen Nachwuchspiloten fördern können.

Dies erreichen wir nur durch Kostensenkungen. Es wäre zum Beispiel nicht schlecht, wenn alle mit R2-Fahrzeugen antreten würden, womit wir sofort einen deutlichen Anstieg der Teilnehmerzahlen verzeichnen könnten.

Eine deutliche Kostensenkung könnte es den Schweizer Piloten folglich ermöglichen, an Rennen im Ausland teilzunehmen, wenn nicht sogar Etappen der Schweizer Meisterschaft im Rahmen von Veranstaltungen in unseren Nachbarländern durchzuführen. Eine Situation wie bei der Valli Ossolane, bei der nur gerade drei Schweizer Autos am Start standen, obwohl die Veranstaltung zur Schweizermeisterschaft zählte, darf sich nicht mehr wiederholen. Wir waren dabei, aber es war kein gutes Gefühl, denn als Vertreter unserer Meisterschaft hätten wir uns ein grösseres Kontingent an Schweizer Fahrern gewünscht.

Kurz gesagt: Ein neues Regelwerk, das flexibler ist und Kostensenkungen einfacher ermöglicht, mehr Teilnehmer und die Möglichkeit, dass Schweizer Teams auch außerhalb der Landesgrenzen Erfahrungen sammeln können – sogar als Teil der Schweizermeisterschaft.

Ist es schwierig, während der Saison den Beifahrer zu wechseln?

Es ist sicherlich etwas Aussergewöhnliches, aber angesichts der Resultate, die wir erzielt haben, würde ich nicht sagen, dass es etwas Schwieriges war. Wenn wir am Ende der Saison zurückblicken, werden wir feststellen, dass es ein Mehrwert war, den Beifahrer austauschen zu können. Es ist eine sehr enge Gruppe, die das Team unterstützt. Die Besonderheit – fast etwas Einzigartiges – ist, dass die Gruppe uns das Gefühl gibt, ein Team im Team zu sein. Wir sind eine wirklich gut eingespielte Truppe, der es gelingt, gemeinsame Prioritäten zu setzen, immer mit dem Ziel, das bestmögliche Resultat zu erzielen. In diesem Jahr war das der zweite nationale Titel in Folge. Wer in Zukunft mein Beifahrer sein wird, weiss ich noch nicht, aber es wird sich zwischen Pagani und Menchini entscheiden. 

Ivan Ballinari, Giusva Pagani, Skoda Fabia R5, Lugano Racing Team

Ivan Ballinari, Giusva Pagani, Skoda Fabia R5, Lugano Racing Team

Photo by: Jürg Kaufmann

Am Gewinn der Meisterschaft waren in erster Linie drei Beifahrer beteiligt: Pagani, Menchini und auch Pianca, der seit Jahren einen wertvollen Beitrag leistet. Ich weiss, dass es das erste Mal der Fall war, dass ein Pilot mit verschiedenen Beifahrern Meister wurde, und das ist für mich eine grosse Befriedigung.

Die Rallye del Ticino war 2019 ihr Heimrennen. Wie haben Sie es erlebt?

Bei meinem Heimspiel gab es wie erwartet einen harten Kampf um den Endsieg zwischen Crugnola und Gilardoni, die beide in einem WRC sassen. Das Duell endete mit dem Sieg von Crugnola, der gemeinsam mit dem Tessiner Moira Lucca rund 9 Sekunden Vorsprung herausfahren konnte. Um den dritten Platz kämpften viele Piloten. Schliesslich mussten wir uns dem Duo Carron – Revaz im VW Polo, das 2017 den Titel geholt hatte, um weniger als zehn Sekunden geschlagen geben. Weitere zehn Sekunden hinter uns platzierte sich mit Gio Dipalma ein weiterer äusserst schneller Pilot.

Insgesamt waren wir sehr zufrieden mit unserer Leistung und stolz darauf, diesen zweiten nationalen Titel quasi vor unserer Haustür richtig feiern zu können.

Ivan Ballinari, Giusva Pagani, Skoda Fabia R5, Lugano Racing Team

Ivan Ballinari, Giusva Pagani, Skoda Fabia R5, Lugano Racing Team

Photo by: Ti- Press

Werden Sie bei der Rallye du Valais, dem Saisonfinale, am Start stehen?

Naja, selbst wenn man den Titel holt, schwimmt man nicht plötzlich im Geld. Von daher wäre es utopisch, bereits jetzt zu behaupten, dass wir die Rallye definitiv bestreiten würden. Ich wäre natürlich gerne dabei, denn es ist eine wichtige Prüfung mit einer langen Geschichte. Eine lange Rallye mit Herausforderungen, die es bei anderen Rallyes nicht gibt – etwa das unvorhersehbare Wetter und der Asphalt, der einen sehr speziellen Grip bietet. Es wäre natürlich grossartig, wenn ich antreten könnte, um mich bei allen Beteiligten zu bedanken, speziell bei meinen Sponsoren. Das wäre natürlich in erster Linie Amag, die Importgesellschaft der VW-Gruppe, mit denen ich bis jetzt immer zusammengearbeitet habe. Ich fühle mich geehrt, dass ich sie in der Meisterschaft vertreten darf.

Als Schweizermeister 2019 möchte ich zudem bei möglichst vielen Veranstaltungen den dynamischen Motorsport-Kanton Tessin vertreten.

Gibt es unter all den Autos, die Sie in Ihrer Karriere gefahren sind, eines, das Ihr Herz besonders hoch schlagen lässt?

Wenn man im Verlaufe einer Karriere mit ganz unterschiedlichen Autos antritt, ist es nicht einfach, sich für das schönste zu entscheiden. Der Skoda, mit dem wir aktuell fahren, ist ein fantastisches Auto. Eigentlich müsste ich aber ganz einfach sagen: Das nächste. Wer weiss, wir werden nächste Saison ein anderes Auto haben, und vielleicht ist das dann das stärkste und beste, mit dem ich je gefahren bin.

Allerdings erinnere ich mich noch immer an die wichtigen und bedeutenden Autos in meiner Karriere, etwa den kleinen 106, der mein erster Rennwagen war. Ich war damals mit meinem ersten Beifahrer Roberto Amstutz (Rupper) unterwegs, an den ich auch noch immer gerne zurückdenke. Ich konnte viel von ihm lernen, was mir bis heute nützlich ist.

Natürlich bin ich heute mit sehr starken Fahrzeugen unterwegs, aber die Leidenschaft für die Rallyes geht bei mir viel weiter zurück – als ich eben Autos wie den Peugeot 106 gefahren bin.

Ivan Ballinari, Marco Menchini, Skoda Fabia R5, Lugano Racing Team

Ivan Ballinari, Marco Menchini, Skoda Fabia R5, Lugano Racing Team

Photo by: Jürg Kaufmann

Sie werden auch in diesem Jahr an der Monza Rally Show teilnehmen. Denken Sie, dass die Abwesenheit von Valentino Rossi einen negativen Einfluss auf die Veranstaltung haben wird?

Ähnlich wie bei der Rallye du Valais gilt auch hier, dass ich noch nicht definitiv sagen kann, ob ich wirklich dabei sein werde, auch wenn ich mir das natürlich wünschen würde. Die Monza Rally Show ist eine Veranstaltung am Ende der Saison, an der ich nun dank meines Partners Vortice zuletzt vier Mal teilnehmen konnte. Ich wäre gerne auch in diesem Jahr dabei und ich hoffe, dass es klappt. Es scheint nun tatsächlich definitiv zu sein, dass Valentino Rossi nicht dabei sein wird. Es wird also interessant, zu sehen, wie der Veranstalter diese Lücke zu füllen gedenkt. Es gibt Gerüchte, dass keine WRC zugelassen werden, so dass einzig R5 gegeneinander fahren werden. Es wäre auch schön, wenn es etwas mehr Kontrollen und damit etwas mehr Rennen und weniger Show gäbe. Damit würde die Veranstaltung wieder etwas stärker zu ihren Wurzeln zurückkehren.

Was sind Ihre Pläne für 2020?

Meine Priorität für 2020 – genau wie es schon 2018 und 2019 der Fall war – ist meine Familie. Sie haben mich immer unterstützt, im Bewusstsein meiner Leidenschaft, und dafür werde ich ihnen immer dankbar sein, vor allem für die Zeit, die sie für mich geopfert haben. Deshalb muss ich erst mit ihnen besprechen, ob ich auch nächste Saison fahren werde. Die Leidenschaft ist noch immer da, also werde ich alles daransetzen, um wieder Rallyes bestreiten zu können.

Es wäre allerdings toll, ein anderes Programm absolvieren zu können, vielleicht bei prestigeträchtigen Rennen im Ausland. Rennen, bei denen es gar nicht in erster Linie um das Gewinnen geht, sondern darum, so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln und es einfach zu geniessen, dabei zu sein. Das wäre natürlich ein Traum, sogar ein sehr teurer Traum, aber träumen allein kostet ja noch nichts.  Ich würde gerne im Ausland fahren und dafür die Schweizermeisterschaft nach meinen beiden Titeln fürs erste zur Seite schieben. Aber wir müssen mal schauen, was meine Partner dazu sagen. Immerhin haben sie mich immer unterstützt, und ich will mit ihnen gemeinsam besprechen, ob wir 2020 erneut die Schweizermeisterschaft bestreiten, oder ob wir ein anderes Programm absolvieren. Aus dem Bauch heraus würde ich heute sagen, dass ich lieber etwas anderes machen würde.

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