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Airbag: Fahrer verzichten wegen Mehrgewicht, Gegner reagieren schockiert

Wegen 600 Gramm Zusatzgewicht verzichten einige WSBK-Piloten auf den Airbag – Die Airbag-Befürworter schütteln mit dem Kopf und fordern eine Pflicht

Sturz: Chaz Davies, Ducati Team; Jonathan Rea, Kawasaki Racing

Foto: : Gold and Goose / Motorsport Images

In den vergangenen Jahren erzielten die Hersteller der Sicherheitsausrüstung große Fortschritte. Airbagsysteme verhinderten bei zahlreichen Stürzen schlimmere Verletzungen. Vor allem im Bereich des Schlüsselbeins sind die Systeme erwiesenermaßen ein Zugewinn an Sicherheit. Dennoch gibt es im Fahrerlager der Superbike-WM einige Fahrer, die bewusst auf Lederkombis mit Airbag verzichten. Die Airbag-Befürworter reagieren erstaunt.

Die beiden Ducati-Werkspiloten zählen zu den Airbag-Verweigerern, obwohl ihre Lederkombi-Sponsoren gute Systeme anbieten. "Ich habe mich entschieden, den Airbag nicht zu verwenden", gesteht Chaz Davies auf Nachfrage von 'Motorsport.com'. Lediglich nach seiner Rückenverletzung im Sommer 2017 drehte Davies seine Runden zwischenzeitlich mit Airbag: "Ich fuhr im vergangenen Jahr bei einigen Rennen damit. Das war nach dem Sturz in Misano."

Chaz Davies will maximale Performance und verzichtet deshalb auf den Airbag

Doch grundsätzlich verzichtet Davies auf das Airbagsystem. "Ich habe diese Entscheidung getroffen, weil ich einer der Größten bin. Ich habe also bereits einen Gewichtsnachteil, vor allem im Vergleich zu meinem Teamkollegen. Man schaut immer nach den Details, die man optimieren kann. Ich habe mich dafür entschieden, in diesem Bereich Opfer zu bringen, um ein bisschen mehr Performance zu erhalten. Es ist aber vermutlich eher Kopfsache", begründet Davies.

Chaz Davies verzichtet auf den Airbag, um 600 Gramm zu sparen

Chaz Davies verzichtet auf den Airbag, um 600 Gramm zu sparen

Foto:

Teamkollege Marco Melandri ist noch nicht vom Airbag überzeugt. "Ich bin mir nicht sicher, was den Airbag angeht. Ich habe meine Zweifel, dass dadurch die Sicherheit verbessert wird. In den vergangenen Jahren gab es sechs Fahrer, die sich Rückenverletzungen zuzogen. Alle verwendeten den Airbag", erinnert sich der Italiener, der gegen eine Pflicht nach MotoGP-Vorbild ist: "Im Bereich des Schlüsselbeins ist er sicher von Vorteil, aber ich denke, eine Pflicht wäre verfrüht."

Obwohl Davies ohne Airbag fährt, outet sich der Brite als Befürworter einer Airbag-Pflicht: "Ich denke, es ist der richtige Weg. Wenn die Technologie verfügbar ist, dann sollte diese auch genutzt werden. Es ist gut, zu zeigen, dass alle Fahrer den Airbag verwenden. Meine eigene Entscheidung ist aber eine andere, auch wenn ich die Airbag-Pflicht befürworte."

Jonathan Rea: "Es ist verrückt, wegen 600 Gramm auf die Sicherheit zu verzichten"

Im Lager von Kawasaki kann man die Entscheidung von Davies und Melandri nicht nachvollziehen. "Ich glaube, Chaz verwendet ihn mittlerweile", bemerkt Jonathan Rea verdutzt, als wir ihn auf Davies' Entscheidung ansprechen. "Ich war mir sicher, dass er ihn verwendet. Es ist verrückt, wegen 600 Gramm auf die zusätzliche Sicherheit zu verzichten. Es ist seine Entscheidung."

Jonathan Rea hat dem Airbag einiges zu verdanken

Jonathan Rea hat dem Airbag einiges zu verdanken

Foto:

"Ich verwende den Airbag in jeder Session. Vor zwei Jahren rettete der Airbag meine Saison, als ich auf dem Lausitzring stürzte. Ich hatte in Lauf eins einen heftigen Abflug und landete auf meiner Schulter. Es war das erste Mal, dass der Airbag zündete. Ich bin überzeugt, dass er meine Saison gerettet hat. Im vergangenen Jahr half mir der Airbag in Donington", blickt Rea zurück. "Der größte Unterschied ist, dass man am nächsten Morgen deutlich weniger Schmerzen hat, wenn man aufwacht."

Eine Pflicht wäre laut Rea aber dennoch das falsche Signal: "Es gibt im Moment ja auch keine Regel, die eine Traktionskontrolle oder andere Hilfen vorschreibt. Es gibt viele Lederkombi-Hersteller, die Fahrer ausrüsten, aber keinen Airbag im Sortiment haben. Es wäre also ein großes Drama, wenn es zur Pflicht wird."

Während Rea auf das System von Alpinestars setzt, vertraut Teamkollege Tom Sykes den Airbag von Dainese. "Ich verwende jedes Mal den Airbag", stellt der Ex-Champion klar. Sykes kann aber ansatzweise nachvollziehen, warum einige Fahrer kritisch sind: "Wir sind alles Oldschool-Fahrer und waren bereits unterwegs, als es den Airbag noch nicht gab. Man muss sich daran gewöhnen. Ich bin froh, dass ich den Airbag habe. Er funktioniert sehr gut."

Airbag sorgt für Hitzestau unter der Lederkombi

"Der einzige Nachteil ist, dass man bei Hitze, wie zum Beispiel in Thailand, weniger Lüftung hat. Der Airbag ist wie eine zusätzliche Schicht, die verhindert, dass frische Luft durch die Kombi strömt. Deshalb wird es unter dem Leder wärmer. Doch die Sicherheit ist mir wichtiger. Mir hat der Airbag in einer Vielzahl an Stürzen geholfen", betont Sykes.

"Ich kann verstehen, dass einige Fahrer den Airbag nicht mögen", bemerkt Yamaha-Pilot Michael van der Mark. "Er sorgt für zusätzliches Gewicht und verhindert die Kühlung. Aber mir hat er schon oft geholfen. Ich würde es jedem Fahrer empfehlen, damit zu fahren."

"Die Technologie ist mittlerweile so gut entwickelt", ist van der Mark überzeugt und erinnert sich an seinen Abflug in den USA: "Ich stürzte im vergangenen Jahr in Laguna Seca in Kurve 2. Bereits vor dem Aufprall war der Airbag voll aufgeblasen. Ich spürte beim Sturz nichts. Es geht so schnell, dass man sich das Schlüsselbein bricht. Für die Fahrer und für die Teams ist es eindeutig ein Vorteil."

Loris Baz: "Wenn sie sich gern die Knochen brechen..."

Und auch BMW-Pilot Loris Baz möchte auf den Airbag nicht mehr verzichten. "Seit meinem Wechsel in die MotoGP verwende ich immer den Airbag", schildert der Franzose. "Ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, warum einige Fahrer darauf verzichten. Wenn sie sich gern Knochen brechen und Schmerzen haben, dann ist das ihr Ding."

Loris Baz ist bekennender Airbag-Fan

Loris Baz ist bekennender Airbag-Fan

Foto:

"Ich drängte schon immer darauf, mit dem Airbag zu fahren. Das war bereits zu der Zeit so, als ich für Kawasaki in der Superbike-WM fuhr. Ich wollte immer den Airbag. Ich bin groß und schwer, doch trotz des Mehrgewichts wollte ich immer den Airbag haben. Damals war das System noch ziemlich kompliziert. Jetzt ist es einfacher. Es half mir bei vielen Stürzen, wie in Sepang und in Silverstone. Zuletzt half mir der Airbag, als ich auf Phillip Island stürzte. Ich kam mit einer kleinen Fraktur davon. Ohne den Airbag hätte ich mir garantiert das Schlüsselbein gebrochen", berichtet Baz.

"In der MotoGP ist der Airbag Pflicht. Hier sollte diese Regel auch eingeführt werden", fordert der ehemalige MotoGP-Pilot. "Ich traf noch nie einen Fahrer, der behauptet hat, dass der Airbag bei einem Sturz nachteilig war. Er verbessert die Sicherheit und sollte deshalb von allen verwendet werden. Die Fahrer schimpfen immer auf die Dorna und die Streckenverantwortlichen, wenn es um die Sicherheit geht. Es muss immer sicherer werden. Die Dorna leistet gute Arbeit. Doch dann sollten auch die Fahrer Airbags verwenden."

"Das Alpinestars-System ist sehr gut. Es funktioniert sehr gut", lobt Aprilia-Pilot Eugene Laverty. "Für die größeren Fahrer ist das Gewicht ein Problem. Für kleinere Fahrer, wie zum Beispiel mich, kann es eine Hilfe sein. Ich bin froh, den Airbag verwenden zu können."

Leon Camier befürwortet Airbag-Pflicht ab 2019

Leon Camier weiß, wie es ist, sich zu verletzen. Im Frühjahr erlebte der Brite einen Horrorsturz in Aragon. "Es ist ein gefährlicher Sport und die Fahrer sind eher daran interessiert, schneller zu fahren, als sicherer unterwegs zu sein", bemerkt er bezüglich einer möglichen Airbag-Pflicht.

"Meiner Meinung nach ist es eine Entscheidung, die von den Verantwortlichen getroffen werden sollte und nicht von den Fahrern. Wir Fahrer wollen gewinnen. Sicher verzichten wir im Zweifel darauf, um Gewicht zu sparen. Wenn jeder Fahrer den Airbag verwenden muss, dann ist es für alle gleich. Ich rechne damit, dass der Airbag ab 2019 Pflicht sein wird", so Camier.

Einführung sicher, Zeitpunkt ungewiss

Wir haben bei FIM-Technikdirektor Scott Smart nachgehakt, ob eine Airbag-Pflicht nach MotoGP-Vorbild auch in der Superbike-WM kommt. "Es wird kommen. Sicher wird es bald ein Teil der Regeln sein", bestätigt Smart, der aber offen lässt, ob bereits 2019 Airbags vorgeschrieben sind.

Smart macht sich Sorgen, dass eine Pflicht in den kleineren Klassen hinderlich sein könnte. Nicht alle Fahrer werden von Dainese, Alpinestars und Co. mit Airbag-Kombis beliefert. "Zuerst werden wir die Pflicht in der Superbike-WM und in der Supersport-WM einführen, erst danach ziehen die kleineren Klassen nach", erklärt Smart.

 

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