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Kawasaki-Crewchief attackiert die Dorna: Tom Sykes wurde eingebremst

Tom Sykes brachte Kawasaki zurück in die Erfolgsspur, war zuletzt aber chancenlos: Wir haben uns seinem Ex-Crewchief unterhalten und nach den Ursachen gefragt

Bike von Tom Sykes, Kawasaki Racing

Foto: : Gold and Goose / Motorsport Images

Jonathan Rea stieg in diesem Jahr mit dem Gewinn des vierten WM-Titels auf eine Stufe mit WSBK-Legende Carl Fogarty. Kawasaki-Teamkollege Tom Sykes war in den vergangenen Jahren chancenlos gegen Rea. Obwohl Sykes identisches Material erhielt, konnte er Rea in der abgelaufenen Saison nur selten das Wasser reichen. Doch der Weltmeister von 2013 könnte heute ebenfalls drei- oder vierfacher Weltmeister sein. Unglückliche Situationen und Entscheidungen verhinderten, dass Sykes mehr als einen WM-Titel holen konnte. Wir blicken mit Ex-Crewchief Marcel Duinker auf die vergangenen Jahre zurück, in denen Sykes einige Rückschläge verdauen musste.

Duinker arbeitete jahrelang für Kawasaki in der MotoGP und suchte nach dem Ende des GP-Projekts eine neue Aufgabe im Unternehmen. Er übernahm 2012 die Aufgabe des Crewchiefs, beobachtete Sykes aber schon vor der gemeinsamen Zusammenarbeit. Als Kawasaki von Paul Bird Motorsport (PBM) zu Provec wechselte, kam Duinker zum Zug.

In der Superpole unschlagbar, im Rennen chancenlos

"Ich kannte Tom bereits vor 2012. Ende 2011 begannen wir mit der Zusammenarbeit. Ich schaute mir zur PBM-Zeit im Hintergrund an, was bei Tom passiert. Damals war ich noch nicht involviert. Erst als Kawasaki zu Provec wechselte, war ich derjenige, der in der Box von Tom Sykes für das Motorrad verantwortlich war. Es war mein erstes Jahr als Crewchief", berichtet Duinker im Gespräch mit 'Motorsport.com'.

 

"Ich beobachtete 2010 und 2011, dass Tom unter Rennbedingungen starke Probleme hat. Doch in der Superpole war er immer sehr stark. Ich fragte mich, warum er in der Superpole viel konkurrenzfähiger war als in den Rennen", berichtet Duinker. "Ich erkannte, dass er einen besonderen Fahrstil hat. Wenn die Traktion gut ist, dann ist er schneller als unter Rennbedingungen. Ich beschäftigte mich ab Ende 2011 sehr intensiv mit seinem Fahrstil. Damals hatten wir aus technischer Sicht Freiheiten, um das Motorrad an seinen Fahrstil anzupassen. Das machten wir auch."

"Über den Winter entwickelten wir eine Strategie. Wir planten, auf jeder Strecke, auf der wir fuhren, den Rundenrekord zu brechen. Sobald wir ein sehr schnelles Motorrad haben, wollten wir es mit Blick auf die Renndistanz schnell machen. Er war bei den Wintertests sehr schnell. Deshalb konzentrierten wir uns zeitig auf die Konstanz. Es lief gut, denn wir holten beinahe den Titel", erinnert er sich an die Saison 2012, in der Sykes den Meistertitel um 0,5 Punkte verpasste. Der Vizetitel spornte Sykes und Duinker weiter an, es 2013 noch besser zu machen.

Die Kawasaki wurde zur Benchmark

"In dieser Phase verbesserten wir das Motorrad weiter und passten es auf seinen Fahrstil an. Wir hatten die Freiheiten, das zu machen. Wir gewannen 2013 die Meisterschaft. In der Saison 2014 war das Motorrad noch besser. Wir verbesserten die Maschine konstant", blickt Duinker zurück. "Leider verschenkten wir den Titel an einen anderen Hersteller. Es war ein Geschenk, das wir überreichten." Damals holte Aprilia-Pilot Sylvain Guintoli beim Saisonfinale die WM, nachdem sich Kawasaki intern nicht einig war. Loris Baz verzichtete in Doha darauf, Schützenhilfe zu leisten.

 

"Doch man muss es so sehen: Kawasaki gewann 1993 zuletzt die Meisterschaft. Wir holten 20 Jahre später den Titel und verpassten ihn 2012 und 2014 nur knapp. Die Verantwortlichen trafen dann die Entscheidung, die Regeln zu verändern – gegen Kawasaki. Wir waren zu schnell und dominierten die Meisterschaft. Das waren die Gedanken der Verantwortlichen", greift Duinker die Dorna an.

In den vergangenen Jahren wurde das Reglement immer seriennäher. Sykes trafen diese Änderungen am härtesten, denn die bis 2014 perfekt abgestimmte Kawasaki harmonierte nach den diversen Änderungen nicht mehr mit dem extremen Fahrstil des Briten. Besonders im Bereich Motorbremse kämpfte Sykes mit den neuen Vorschriften.

Entwickelte die Dorna ein Reglement gegen Tom Sykes?

"Die Verantwortlichen erkannten sehr gut, welche Stärken Tom hatte. Viele Hersteller hatten an der Strecke Kameras installiert, um zu überprüfen, warum Sykes mit der Kawasaki so schnell ist. Sie analysierten seinen Fahrstil und das Verhalten der Maschine. Die Dorna entwickelte während der Saison 2014 neue Regeln gegen ihn", ärgert sich Duinker.

"Wenn man so einen speziellen Fahrstil hat, das Motorrad perfekt daran angepasst hat und damit sehr erfolgreich ist, dann wird man hart getroffen, wenn die Freiheiten nicht länger bestehen. Das ist wirklich sehr hart, denn man hat den Entwicklungsprozess durchgemacht und war schlussendlich richtig schnell. In der Saison 2014 hätte Tom mit Ausnahme von Katar und Jerez auf allen Strecken beide Siege holen können. Er war so schnell. Doch dann wurden die Freiheiten genommen und alles exakt umgekehrt", schimpft Duinker. "Natürlich ist es dann sehr schwierig, sich darauf einzustellen."

 

"Sie haben uns keine Freiheiten mehr gelassen, um den Motor anzupassen. Tom hat einen sehr extremen Stop-&-Go-Fahrstil. Der Motor muss solch einen Fahrstil aber ermöglichen. Von 2014 zu 2015 konnte Tom nicht mehr so bremsen, wie er es gewöhnt war", bemerkt Duinker.

Ist Jonathan Rea der bessere Fahrer?

Der routinierte Kawasaki-Crewchief musste in den vergangenen vier Jahren beobachten, wie Rea mit seiner Crew von Sieg zu Sieg fuhr, während der Frust bei Sykes immer größer wurde. Duinker würde aber nicht behaupten, dass Sykes der schlechtere Fahrer ist.

"Ich werde oft auf dieses Problem angesprochen und antworte dann meist mit folgendem Vergleich: Ich frage, ob Andrea Dovizioso ein besserer Fahrer ist als Jorge Lorenzo. Dovizioso kämpfte 2017 um den Titel, Lorenzo nicht. Aber heißt das, Lorenzo ist ein schlechterer Fahrer als Dovizioso? Nein. Die Ducati ist ein spezielles Motorrad, das anders entwickelt wurde als zum Beispiel die Yamaha. Deshalb lag die Maschine einem Fahrer besser. Bei Kawasaki ist es ähnlich. Alle Regeländerungen wirkten sich negativ auf Toms Fahrstil aus", erklärt Duinker.

 

Unterm Strich ist der Holländer aber froh, dass Kawasaki mit Rea einen Fahrer hat, der trotz der Regeländerungen gut zurechtkommt und Erfolge sicherstellt. "In den vergangenen Jahren dominierte Kawasaki die Meisterschaft. Egal, was die Dorna ändert, Kawasaki dominiert diese Meisterschaft. Das ist gut. Gibt es ein besseres Motorrad als die Kawasaki? Nein, sicher nicht. In diesem Moment ist das Paket Rea-Kawasaki überlegen. Es könnte aber sein, dass es mittlerweile ein Motorrad gibt, das Toms Stil besser liegt als unseres."

Neue WSBK-Chance, MotoGP kein Thema mehr

In der neuen WSBK-Saison tritt Sykes für BMW an. Bereits im Sommer kündigte er seinen Weggang von Kawasaki an. Neun Jahre lang fuhr der Brite für "die Grünen". Als Teamkollege von Markus Reiterberger stellt sich Sykes in der Saison 2019 einer neuen Herausforderung. Da er bereits 33 Jahre alt ist, gilt ein Aufstieg in die MotoGP als illusorisch.

Dabei hätte er doch den perfekten Fahrstil für die Königsklasse. "Es muss sehr viel stimmen, um auf diesem Niveau erfolgreich zu sein. Ein gutes Motorrad und ein guter Fahrer sind nicht genug. Es gibt viele weitere Faktoren. Schwierig zu sagen, wie gut er gewesen wäre, wenn er eine richtige Chance bekommen hätte. Ich kann nur sagen, dass sein Stil gut zu einem MotoGP-Bike passen würde. Ich kann aber nicht sagen, wie schnell er damit gewesen wäre", kommentiert Duinker, der 2019 bei Kawasaki mit Leon Haslam arbeiten wird.

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