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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Chaz Davies

Die Hoffnungen auf eine weitere Saison im Ducati-Werksteam werden immer geringer: Michael Ruben Rinaldi hält momentan alle Trümpfe in der Hand

Liebe Motorradfreunde,

der Durchbruch einer neuen WM-Hoffnung, Scott Reddings emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle und eine weltmeisterliche Vorstellung des Rekord-Champions - das zweite WSBK-Wochenende in Aragon hielt einige aufregende Momente bereit. Doch es gab auch Enttäuschungen, vor allem in der Box von "Mister Aragon", der diesen Titel nach der Vorstellung am vergangenen Wochenende los sein dürfte.

Was ist nur mit Chaz Davies los? Diese Frage quälte mich und seine Fans in der vergangenen Saison. Rückblickend war das schwache Abschneiden im Vorjahr ein Zusammenspiel vieler Faktoren, die den langjährigen Dauerrivalen von Jonathan Rea vom Weg abbrachten.

Da war zum einen der Verlust von Crewchief Alberto Colombo, der mit Davies drei Vizetitel feierte. Starke Probleme mit einer alten Rückenverletzung warfen Davies zu Saisonbeginn zurück. Und dann war noch die neue V4-Ducati, mit der Davies nicht so gut harmonierte wie mit dem V2-Dampfhammer.

Chaz Davies

Jahrelang war Chaz Davies der einzige echte Herausforderer von Jonathan Rea

Foto: Ducati

Doch um die Vergangenheit soll es heute nicht gehen. Geklärt werden muss, wer letzte Nacht im übertragenen Sinne nicht gut geschlafen hat. Und da denke ich zuerst an Chaz Davies, der 2020 vermutlich seine letzte Saison im Ducati-Werksteam bestreiten wird.

Kein Sieg auf der Paradestrecke in Aragon

Groß waren die Erwartungen vor den beiden Aragon-Events. Der Corona-Kalender mit gleich zwei Events in Aragon spielte Davies kräftig in die Karten. Bei den vergangenen Renn-Wochenenden deutete der Ducati-Pilot an, dass er besser aufgestellt ist als 2019.

Aragon war in der Vergangenheit seine Paradestrecke. Kein Fahrer konnte öfter im Motorland gewinnen. Doch die Bilanz der sechs Rennen in diesem Jahr ist ernüchternd. Und was mich persönlich irritiert: Am zweiten Wochenende lief es schlechter als am ersten.

Chaz Davies

Ducati-Werkspilot Chaz Davies wartet seit über einem Jahr auf einen Sieg

Foto: Aruba.it Racing - Ducati

Noch schlimmer wird das alles, wenn man Ducati-Privatfahrer Michael Ruben Rinaldi ins Spiel bringt, der momentan alle Trümpfe in der Hand hält, wenn es um den Platz im Werksteam geht. Rinaldi holte sich am Samstag seinen ersten WSBK-Laufsieg. Und was für einen. Nach den Bestzeiten in den drei Freien Trainings zeigte Rinaldi in Lauf eins eine souveräne Vorstellung und gewann mit sechs Sekunden Vorsprung.

Ein Blick auf die vergangenen Wochenenden zeigt, dass Rinaldis starke Ergebnisse in Aragon kein Zufallsprodukt waren. Bereits bei den Rennen in Jerez und Portimao fuhr der Ducati-Privatfahrer auf dem Niveau der Werkspiloten. Schwache Qualifyings vereitelten einige Podestplätze.

Ducati 2021: Rinaldi hält alle Trümpfe in der Hand

Betrachten wir die Fakten: Rinaldi ist jung (24 Jahre), wird schon seit vielen Jahren von Ducati und Hauptsponsor Aruba gefördert, hat vermutlich geringere finanzielle Ansprüche und ist zudem Italiener. Chaz Davies kann momentan nur das vorzeigen, was er vor einigen Jahren für Ducati leisten konnte. Nicht falsch verstehen, ich mag Davies sehr auf Grund seiner bodenständigen Art. Aber es sieht wirklich nicht gut aus.

Ducati hat keine Wahl. Mit Blick auf die Zukunft gibt es nur eine sinnvolle Entscheidung, auch wenn teamintern sicher einige Tränen verdrückt werden, wenn Sympathieträger Chaz Davies gehen muss. Doch irgendwann musste dieser Zeitpunkt kommen.

Chaz Davies, Michael Ruben Rinaldi

Ehrliche Freude: Chaz Davies feiert mit Michael Ruben Rinaldi dessen Debütsieg

Foto: Motorsport Images

Nach Rinaldis Sieg am Samstag fragte ich Davies, ob dieser Erfolg bei ihm einen bittersüßen Geschmack hinterlässt. Anstatt auf die unsichere Zukunft zu schauen, freute sich Davies für den jungen Italiener und bewies damit wahre Größe. Er stärkte Rinaldi den Rücken und gratulierte dem Mann aus Rimini, mit dem er seit Jahren ein sehr gutes Verhältnis pflegt.

Hätte ein anderer Fahrer bereits in der Panigale-V2-Ära Titel geholt?

Wenn man etwas kritischer mit Davies umgeht, dann kann man sich auch fragen, was andere Fahrer in den Jahren erreicht hätten, in denen er die Ducati-Speerspitze war. Klar, von 2014 bis 2018 war der Waliser derjenige, der für Ducati die besten Ergebnisse einfahren konnte. Man darf aber nicht vergessen, dass er in diesem Zeitraum nicht die stärksten Teamkollegen hatte.

Davide Giugliano fuhr von 2014 bis 2016 neben Davies für Ducati. Der Italiener hatte seine Momente, war in den Rennen aber nicht konstant genug. Giugliano war nicht aus dem Holz eines Weltmeisters geschnitzt.

Marco Melandri, Chaz Davies

Marco Melandri konnte Chaz Davies einige Male bezwingen

Foto: LAT

Marco Melandri befand sich 2017/2018 bereits im Herbst seiner Karriere, konnte Davies dennoch einige Male hinter sich lassen. Was Bautista 2019 mit Davies anstellte, muss ich nicht weiter ausführen.

Kritik von WSBK-Ikone Carl Fogarty

Ein interessantes Gespräch mit Superbike-Legende Carl Fogarty Ende 2018 machte mich nachdenklich. Als ich "Foggy" auf die lange Durststrecke von Ducati ansprach, machte er ohne großes Zögern Davies für die ausbleibenden Erfolge verantwortlich. Mit einem anderen Fahrer hätte Ducati bereits mit der V2-Panigale Titel geholt, so der viermalige Weltmeister.

Carl Fogarty

Ducati-Ikone Carl Fogarty äußerte sich einige Male kritisch zu Chaz Davies

Foto: Ducati

Rückblickend ist es ziemlich schwierig, das Potenzial des finalen V2-Superbikes von Ducati richtig einzuschätzen. Ich würde aber unterschreiben, dass Jonathan Rea in seiner zweiten Kawasaki-Saison verwundbar war. Das wird auch Davies wissen, der in diesem Jahr die meisten Rennen gewann. Die WSBK-Saison 2016 war seine große Chance, mit Ducati Geschichte zu schreiben.

Doch nun scheint das Kapitel Ducati für Davies zu Ende zu gehen. Zumindest als Werkspilot. Wohin geht die Reise des 33-Jährigen? Bei den vergangenen Renn-Wochenenden behauptete der 30-malige Laufsieger, dass er andere Angebot hat.

Noch zwei unbestätigte Plätze in Werksteams

Schaut man sich die Situation in den Werksteams an, dann bleiben lediglich Yamaha und Honda. Eine Quelle aus Italien hat mir mitgeteilt, dass Yamaha-Rennleiter Andrea Dosoli kein Interesse an Davies hat. Der Platz von Michael van der Mark soll intern neu besetzt werden. An Auswahl mangelt es Yamaha nicht.

Zu Beginn der WSBK-Saison 2021 wird Davies bereits 34 Jahre alt sein. Sichert sich Honda die Dienste des langjährigen Ducati-Piloten und setzt Leon Haslam vor die Tür? Dieses Szenario könnte ich mir vorstellen.

Chaz Davies

Chaz Davies: Wohin geht die Reise in der Saison 2021?

Foto: Aruba.it Racing - Ducati

Abgesehen davon bleiben nur noch Plätze in den Kundenteams. Bei Barni wird momentan ein neuer Fahrer gesucht. Dann würde Davies in der Ducati-Familie bleiben, müsste aber einige Einschnitte bei der Bezahlung und der Technik hinnehmen.

Dafür hätte der ehemalige Supersport-Weltmeister die Chance, nach der aktiven Karriere als Ducati-Markenbotschafter zu agieren. Durchaus reizvoll, wenn man sich vor Augen führt, wie große Sympathien Davies bei den Ducatisti genießt.

Es bleibt aufregend.

 

Sportliche Grüße,

Sebastian Fränzschky

 

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Mit Bildmaterial von Aruba.it Racing - Ducati.

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