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Wie die Motorradprofis ticken: Wenn Stürze und Verletzungen Teil des Jobs sind

Normale Menschen würden nie auf die Idee kommen, verletzt Motorrad zu fahren: Sind die Profis ein anderer Schlag Mensch oder haben sie sich einfach daran gewöhnt?

Sturz: Eugene Laverty, Milwaukee Aprilia

Foto: : Gold and Goose / Motorsport Images

Stürze gehören im Motorradsport zum Alltag. Auch wenn die Sicherheit der Strecken und Ausrüstung immer besser wurde, können schwere Verletzungen oder Schlimmeres nie ganz ausgeschlossen werden. Während bei einem normal denkenden Menschen an einem gewissen Punkt der Selbsterhaltungstrieb die Kontrolle übernimmt, scheinen Motorradprofis diesen Mechanismus nicht zu haben. Oder umgehen sie ihn einfach nur? Wir haben uns mit WSBK-Profi Eugene Laverty und Kawasaki-Crewchief Marcel Duinker über dieses Thema unterhalten.

"Man muss einen besonderen Charakter haben, um diesen extremen Sport zu betreiben. Das ist sicher", bemerkt WSBK-Crewchief Duinker. "Doch es ist ihr Job. Sie stürzten bereits, als sie im Kindesalter fuhren. Und sie stürzen nach wie vor. Ein Sturz ist für sie ein Teil der Arbeit."

"Ich stürzte selbst einmal mit dem Motorrad und werde das nie vergessen. Es wirkte sich garantierte nicht positiv auf mein Selbstvertrauen aus", scherzt Duinker. "Doch für die Fahrer ist es ein Teil des Jobs. Sie sind es gewöhnt, im Alter von sechs oder sieben Jahren regelmäßig zu stürzen."

 

Wenn sich Abläufe wiederholen, dann setzt irgendwann Routine ein. Im Falle des Stürzens ist das ein Vorteil, denn in den entscheidenden Sekundenbruchteilen gilt es, Schlimmeres zu vermeiden und grundsätzliche Dinge zu beachten, wie sich vom Motorrad zu trennen und seinen Körper so zu positionieren, dass Verletzungen bestmöglich vermieden werden.

"Bei einem Sturz kann man gut erkennen, dass sie sofort reagieren, wenn sich ein Sturz ankündigt. Sie bereiten sich noch im Moment des Kontrollverlusts vor und überlegen sich, wie sie sich vom Motorrad trennen und wie sie sich verhalten müssen. Bevor der Zuschauer etwas erkennt, wissen die Fahrer schon genau Bescheid und kontrollieren den Sturzvorgang", schildert der Kawasaki-Ingenieur. "Für uns Zuschauer ist es eine Sekunde, doch für die Fahrer ist es ein kompletter Vorgang."

Selbst Horrorstürze schrecken nicht ab

Eugene Laverty erlebte in der abgelaufenen Superbike-WM-Saison einen absoluten Horrorsturz. Beim Rennen in Thailand rutschte der damalige Aprilia-Pilot über das Vorderrad, steuerte aber nicht nach außen sondern nach innen. Jordi Torres konnte nicht mehr reagieren und überfuhr Laverty in Hüfthöhe. Erinnerungen an Marco Simoncellis Sturz wurden wach. Laverty hatte Glück im Unglück. Er brach sich das Becken und konnte nach einer zweimonatigen Zwangspause beim Rennwochenende in Imola wieder ins Geschehen eingreifen.

 

Nachhaltig beeindruckt hat ihn der Sturz nicht. Gehört Laverty zu einem anderen Schlag Mensch? "Es hat nichts mit der Persönlichkeit des jeweiligen Menschen zu tun. Ausschlaggebend ist die Erfahrung", kommentiert Laverty im Gespräch mit 'Motorsport.com'. "Ich machte bereits vor dem Sturz meine Erfahrungen und bin daran gewöhnt."

"Ich erinnere mich daran, dass ich zu Beginn meiner Karriere kleine Verletzungen hatte, die mich irritiert haben. Das waren Verletzungen wie ein gebrochener Daumen. Es war schwierig, sofort weiterzumachen. Doch nach mehr als zehn Jahren Weltmeisterschaft und einigen zusätzlichen Jahren in der Britischen Meisterschaft hat man sich an die Stürze gewöhnt, weil man oft genug gestürzt ist. Man gewöhnt sich daran, verletzt zu fahren. Man denkt gar nicht mehr daran und fährt einfach weiter", berichtet Laverty.

Normalerweise nimmt die Risikobereitschaft mit zunehmendem Alter ab. "Bei einigen Fahrern ist das sicher der Fall, aber auf mich trifft es nicht zu", erklärt Laverty. "Ich würde sogar behaupten, dass das Gegenteil bei mir der Fall ist. Ich bin diesbezüglich jetzt viel abgehärteter."

Wenn Aufgeben keine Option ist

"Ich wäre ein ziemlich harter Teammanager beim Umgang mit meinen Fahrern, weil ich absolut keine Geduld habe, wenn es darum geht, nach einem Sturz weiterzumachen", bemerkt der ehemalige MotoGP-Pilot. "Es frustriert mich, wenn ich sehe, dass Fahrer an die Box kommen wegen einem kleinen Problem."

"Für mich ist es das Schwierigste überhaupt, in die Box zu kommen und aufzugeben. Das habe ich zwei Mal in meiner Karriere machen müssen. Und da war es wirklich nötig. Zuletzt musste ich in Donington aufgeben, weil das Gas hing. Ich erinnere mich zudem an einen Zwischenfall, bei dem mein Auspuff verbogen war und den Stiefel berührte. Ich verbrannte meinen Fuß und hatte eine riesige Blase", berichtet Laverty. "Es gibt aber auch Fahrer, die grundlos aufgeben. Dafür fehlt mir das Verständnis."

 

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