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WSBK-Kolumne #TheVillicum6 - Wie der Streik der Fahrer in Argentinien platzte

Sechs Fahrer haben den Mut, ihre Sicherheit über alles andere zu stellen, doch manche Fans reagieren mit unüberlegten Parolen - Ein Aufklärungsversuch

Liebe Motorradfreunde,

das gestrige Rennen in Argentinien und die darauf folgenden Reaktionen mancher "Motorrad-Fans" haben mich nachdenklich gemacht. Sechs Fahrer hatten den Mut, ihre eigene Gesundheit über alles andere zu stellen und sagten die Teilnahme an Lauf eins in San Juan ab. Vorausgegangen war eine Reihe an Fehlentscheidungen der Verantwortlichen, die zur bizarren Situation führte.

#TheVillicum6 - Sandro Cortese, Marco Melandri, Chaz Davies, Eugene Laverty, Leon Camier und Ryuichi Kiyonari - fehlten im Samstags-Rennen in der Startaufstellung. Diese sechs Fahrer stuften die Bedingungen als zu gefährlich ein. Seit der Anreise in Argentinien war den Piloten klar, dass der Zustand der 2018 errichteten Anlage in San Juan schlecht ist - damit gemeint ist schlecht im Sinne von richtig gefährlich schlecht.

Unberechenbarer Asphalt: Die Fahrer streiken

Was war genau los? Während am Freitag zuerst von Staubwolken und einer Menge Sand die Rede war, führte am Samstag ein anderes Problem zum finalen Eklat. Bei Temperaturen von über 30°C drückte Öl aus dem frischen Belag, weshalb das Fahren zu einer unberechenbaren Zitterpartie wurde. Ein Blick auf die Rundenzeiten der einzelnen Sessions verdeutlicht, dass irgendetwas nicht so richtig stimmen konnte.

Sandro Cortese

Sandro Cortese war einer der sechs Fahrer, die sich am Streik beteiligten

Foto: LAT

Im FT1 fuhr Alvaro Bautista eine 1:45.191er-Runde. Eineinhalb Sekunden schneller ging es im FT2 zu. Soweit so gut. Ganze vier Sekunden (!) schneller war die FT3-Bestzeit von Toprak Razgatlioglu. Das ist extrem ungewöhnlicher Sprung. Und dann folgte die groteske Superpole, in der die Bestzeit mit Rennreifen gefahren wurde. Die Pole-Zeit von Bautista hätte im FT3 gerade so für eine Top-10-Platzierung gereicht. Verwirrung machte sich breit.

Der Sturz von Loris Baz war ein weiteres Signal, das von den Fahrerkollegen ernst genommen wurde. Der Franzose stürzte zeitig, als er sich noch gar nicht so richtig in Schräglage befand. Er kam minimal von der Ideallinie ab und ging zu Boden. Spätestens da war klar, dass ein Rennen nur dann möglich ist, wenn man große Risiken in Kauf nimmt.

Die Mehrzahl ist gegen ein Rennen am Samstag, doch dann ...

Insgesamt 14 Fahrer formierten sich zu einer Gruppe. Ziel war es, die Verantwortlichen zu überzeugen, beide Hauptrennen am Sonntag stattfinden zu lassen. Durch die niedrigeren Temperaturen wäre die Gefahr am Sonntag deutlich geringer gewesen, da der Asphalt bei ausbleibender Hitze nicht so stark schmiert.

Doch der Zusammenhalt unter den Fahrern war nicht stark genug. Einige der 14 beteiligten Fahrer brachen unter dem Druck ihrer Teams, Hersteller und Sponsoren zusammen und fuhren pünktlich in die Startaufstellung. Dazu zählte auch Weltmeister Jonathan Rea, der durch die vorzeitige Titelentscheidung in Frankreich theoretisch keinen Druck auf seinen Schultern hatte. Der Brite zog natürlich den Zorn der Streikenden auf sich (zur Reaktion).

Es blieben nur noch sechs Fahrer übrig, die den vereinbarten Plan durchzogen und nicht am Rennen teilnahmen - #TheVillicum6. Das Rennen ging mit zwölf Bikes über die Bühne. Glücklicherweise ohne hässliche Zwischenfälle und Verletzungen. Besonders in den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke ging es danach zur Sache.

Wie sich einige "Fans" mit ihren Kommentaren disqualifizieren

Bei Kommentaren wie "Motorradrennen waren schon immer gefährlich", "er sollte sich in Sandra Cortese umbenennen" und "Fahren oder rausschmeißen, Feiglinge braucht keiner" komme ich wirklich nicht mehr mit. Ich bezweifle, dass einer dieser Couch-Experten den Mut hat, seine Meinung einem der sechs Fahrer von Gesicht zu Gesicht mitzuteilen.

Vielleicht haben einige vergessen, dass hier nach wie vor Menschen für unsere Unterhaltung sorgen. Wer Fahrer wie Leon Camier und Eugene Laverty als Feiglinge bezeichnet, outet sich in meinen Augen als absolut Unwissender unseres tollen Sports.

Eugene Laverty

Eugene Laverty hat in seiner Karriere schon einige Horrorstürze erlebt

Foto: LAT

Erst beim Rennwochenende in Portimao vor gut einem Monat schilderte mir Eugene Laverty, wie die Zeit nach dem unverschuldeten Imola-Sturz war, in der er mit zwei gebrochenen Handgelenken von seiner Frau versorgt werden musste. Er konnte sich noch nicht einmal seinen eigenen Hintern selbst abwischen.

Und dann gibt es tatsächlich Leute innerhalb unserer Motorrad-Community, die solche Kommentare von sich geben? Das macht mich zu gleichen Teilen aggressiv und traurig.

Sicherheit geht vor - Punkt!

Die Frage, ob das Rennen auch mit 19 Fahrern ohne Zwischenfälle über die Bühne gegangen wäre, wird unbeantwortet bleiben. Fakt ist, dass sich die Positionen nach dem Start sehr schnell sortiert hatten und die Fahrer bei ihren Überholversuchen wie auf rohen Eiern fuhren. Mit der gewohnten WSBK-Action hatte das nicht viel zu tun.

Ich bin vom Mut der sechs Fahrer begeistert, die zusammen für einen alternativen Zeitplan stimmten, der deutlich weniger Risiken mit sich gebracht hätte. Das Thema Sicherheit rückt so lange in Vergessenheit, bis etwas Fatales passiert. Gestern hatte sich bereits ein gefährlicher Cocktail zusammengebraut.

Ich bin froh, dass sechs Fahrer Verantwortung für sich und ihre Kollegen übernommen haben. Die FIM und die Dorna waren in Argentinien offensichtlich nicht in der Lage, mit dieser Verantwortung umzugehen.

Ihr,
Sebastian Fränzschky

Mit Bildmaterial von LAT.

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