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VLN-Lösung für Code-60-Chaos scheitert beim DMSB

Die VLN will mit einer Regeländerung eine Wiederholung der Ereignisse vom vierten Lauf verhindern - Doch diese kann nicht in Kraft treten

Code-60-Flagge

Code-60-Flagge

Alexander Trienitz

Nach den chaotischen Szenen auf der Döttinger Höhe bei VLN4 hat sich die Führungsriege der Langstreckenmeisterschaft erneut überlegt, wie solche Szenen in Zukunft verhindert werden können. Michael Bork, sportlicher Leiter und Renndirektor der VLN, beschäftigen diese immer wieder auftretenden Vorfälle seit dem vergangenen Jahr. Er versucht seit einem Jahr, sich mit dem DMSB-Rennsportausschuss auf eine mögliche Regeländerung zu verständigen. Doch einführen lassen sich die neuen Regeln momentan nicht, wie 'Motorsport-Total.com' erfahren hat.

Bork schlug zwei Regeländerungen vor (Details s. u.), mit denen die Probleme beim Auflösen von Code-60-Zonen nicht mehr auftreten sollen. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass der DMSB-Rennsportausschuss solche weitreichenden Regeländerungen in der laufenden Saison nicht alleine beschließen kann. Es würde noch die Zustimmung des DMSB-Sicherheitsausschusses sowie des -Exekutivkomitees und -Präsidiums erfordern.

Bork unternahm daraufhin einen zweiten Versuch, die Regeländerung mittels eines VLN Serien-Bulletins zu VLN5 einzuführen. Doch Michael Günther, Sportdirektor und Fachausschussvorsitzender Sicherheit Motorsport beim DMSB lehnt es momentan ab , dieses zu unterzeichnen. Er möchte das Reglement während der laufenden Saison nicht ändern. Die Begründung: Sportwarte und Fahrer müssten noch vor dem nächsten Rennen umgeschult werden.

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Die Regeln stehen also fertig da, können aber momentan die finale Hürde nicht nehmen. Bork sagt im Gespräch mit 'Motorsport.com': "Wir als VLN sind mit unserem Latein am Ende. Wir werden jetzt unsere Streckenposten und die Besatzungen der Einsatzfahrzeuge noch intensiver schulen und für diese Problematiken weiter sensibel machen. Das kann aber nur ein vorübergehender Behelf sein."

Aber der Reihe nach, wie die Maßnahme ausgesehen hätte und was nun die Folgen sind.

Maßnahme 1: Code 60 durch jede Flagge aufheben lassen

Konkret plant Bork zwei Maßnahmen: Erstens sollte als Neuregelung eingeführt werden, dass eine Code-60-Zone durch jedwede anschließende Flagge aufgehoben werden kann. Zweitens sollte im Fall von Schleppverbänden oder sonstigen langsamen Fahrzeugverbänden auf der Strecke zur Weißen Flagge zurückgekehrt werden. Auf der Nürburgring-Nordschleife wird ein langsamer Fahrzeug- oder Schleppverband mit der Gelben Flagge angezeigt.

Ersterer Vorschlag bezieht sich auf ein immer wieder auftretendes Problem beim Auflösen von Code-60-Zonen, wenn langsame Fahrzeug- oder Schleppverbände aus einer Code 60-Zone herausfahren, wie beim Szenario VLN4. Der Posten, der die Code-60-Zone mit einer Grünen Flagge aufhob, musste diese in dem Moment gegen eine gelbe tauschen, als der Fahrzeugverband (Streckenreparaturfahrzeug und begleitendes Intervention Car), an ihm vorbeifuhr.

„In diesen Fällen kommt es immer wieder zu Situationen, in denen nachfolgende Teilnehmer keine grüne Flagge am Ende der Code 60-Zone sehen und weiter im Code 60 gefangen sind.“ sagt Michael Bork.

 

Dass langsame Fahrzeug- und Schleppverbände mit der Gelben Flagge statt einer weißen angezeigt werden, ist das Resultat einer Regeländerung infolge eines Unfalls in der RCN vor einigen Jahren. Dort hatte ein Fahrer versucht, unter Weißer Flagge einen Konkurrenten beim Auflaufen auf ein im Einsatz befindliches DMSB Staffelfahrzeug zu überholen. Das war zwar nichts Verbotenes, doch der beengte Raum auf der Nordschleife sorgte dafür, dass alle die Fahrzeuge - die Teilnehmer und das langsame DMSB-Fahrzeug - miteinander kollidierten und verunfallten.

Aufgrund dessen wurde beschlossen, bei langsamen Fahrzeug- und Schleppverbänden auf der Strecke künftig die Gelbe Flagge statt der weißen schwenken zu lassen, womit automatisch ein Überholverbot für die Teilnehmerfahrzeuge untereinander gilt.

Somit wurde nun bei VLN4 Gelb an dem Posten geschwenkt, der bis dahin Grün gezeigt hatte. Das Problem: Eine Gelbe Flagge löst laut DMSB Rundstreckenreglement Anhang 2 Artikel 8 (Code 60) eine Code-60-Phase nicht auf. Hier heißt es eindeutig im Absatz (4): Die Aufhebung einer „Code 60“ -Zone wird mit einer geschwenkten grünen Flagge signalisiert.

Somit blieb der Renault Clio von "Engel" vorschriftsmäßig unter Code-60-Regeln unterwegs, während sich dahinter der Pulk sammelte, weil schnellere Fahrzeuge aufliefen, aber nicht überholen durften (bis Lance David Arnold den Pulk eigenmächtig überholte). Erst Hunderte Meter weiter vorn im steilen Bergaufstück kurz vor dem Streckenabschnitt Antoniusbuche war die Grüne Flagge eindeutig in den TV-Bildern zu sehen, die alles aufhob. "Fahrer und Streckenposten haben in dieser Situation alles richtig gemacht", meint Bork.

VLN4-Chaos war kein Einzelfall

Quintessenz: Das jetzige Reglement funktioniert nicht wie erhofft und birgt mehr Gefahren als Sicherheitsaspekte mit sich, die natürlich niemand auf dem Schirm hatte, als die Regeln geschrieben wurden. Gerade in schnellen Streckenabschnitten, in denen Fahrzeuge mit weit über 200 km/h auf einen Pulk von Autos mit 60 km/h auflaufen können, drohen schwere Auffahrunfälle.

#31 Frikadelli Racing Team Porsche 911 GT3 R: Norbert Siedler, Lance David Arnold

#31 Frikadelli Racing Team Porsche 911 GT3 R: Norbert Siedler, Lance David Arnold

Foto: Jan Brucke/VLN

Das ist bereits beinahe geschehen: Abseits der Streckenkameras, die bei VLN-Läufen nur die Döttinger Höhe bis Start/Ziel, den Grand-Prix-Kurs und die Einfahrt Nordschleife erfassen, ist es in der Vergangenheit immer wieder zu zahlreichen ähnlichen Situationen gekommen wie bei VLN4 auf der Döttinger Höhe. Und das an wesentlich unübersichtlicheren Streckenabschnitten als auf der drei Kilometer langen Geraden mit ausreichend visueller Vorwarnzeit.

Daher schlägt Bork nun vor, dass jedwede Flagge - sei es Gelb oder Weiß oder eine sonstige Farbe, Code 60 aufhebt. Das hätte in diesem Falle dazu geführt, dass der betroffene Clio trotz der Gelben Flagge hätte beschleunigen können. Damit wäre die Bildung des Pulks verhindert worden. Michael Günther vom DMSB verweist jedoch darauf, dass dann innerhalb kürzester Zeit die Sportwarte und die Fahrer neu hätten geschult werden müssen. Jeder Fahrer muss zum Erlangen des DMSB-Permits ein E-Learning absolvieren. Dieses müsste somit für alle Fahrer verpflichtend gemacht werden.

Und dazu ist kaum Zeit. Denn mit dem 6-Stunden-Rennen geht die VLN-Saison in ihre hektische Spätsommer-Zeit, in der es in einem Rhythmus von zwei bis drei Wochen von Rennen zu Rennen bis zum Saisonfinale Ende Oktober geht. Der DMSB zieht es deshalb vor, den Status Quo trotz der möglichen Gefahren aufrecht zu erhalten.

Für die Nürburgring-Nordschleife ist das insofern ein Risiko, als dass sie ständig und scharfer Beobachtung der FIA steht. Der Automobil-Weltverband reagiert seit der Klage der Familie Bianchi allergisch auf alle erdenklichen Risiken. Und die Nordschleife ist aufgrund ihrer Besonderheiten an sich schon ein solches. Ihren Unmut über eine weitere Verschärfung jener Risiken machte die FIA bereits im Falle der Porsche-Rekordfahrt Ende Juni deutlich, als Jean Todt DMSB-Chef Strietzel Stuck gewaltig auf die Finger klopfte.

Maßnahme 2: Rückkehr zur Weißen Flagge bei langsamen Fahrzeugen

Der Hintergrund der zweiten Maßnahme ist eine Konfusion und Unsicherheit der Teilnehmer, die bei Erstellung der Regeln nicht ausreichend bedacht wurde: Befindet sich ein langsamer Fahrzeug- bzw. Schleppverband hinter einer nicht einsehbaren Kurve, sieht der Teilnehmer zunächst nur eine Gelbe Flagge. Diese kann jetzt Zweierlei bedeuten: Ein solcher Verband langsamer Fahrzeuge oder ihre ursprüngliche Bedeutung, also beispielsweise einen Unfall. Der Fahrer weiß nun nicht, was ihn hinter der nächsten Kurve erwartet. Und allzu vorsichtigere Fahrer trauen sich möglicherweise nicht, einen Fahrzeug- oder Schleppverband zu überholen, weil eine Code-120/60-Zone folgen könnte.

Intervention car

Intervention car

Foto: Alexander Trienitz

Diese Konfusion könnte man direkt abschaffen. Borks Idee: "Wir kehren zur Weißen Flagge zurück, legen aber zusätzlich ein Überholverbot für die Teilnehmer untereinander im untermittelbaren Bereich des langsamen Fahrzeug- oder Schleppverbandes fest." Hier ist natürlich der dehnbare Begriff "unmittelbarer Bereich" noch genauer festzulegen.

Michael Günther vom DMSB bleibt jedoch bei seiner Meinung: Während der laufenden Saison soll nichts am Reglement geändert werden. Das bedeutet, dass noch fünf VLN-Läufe, zwei RCN-Leistungsprüfungen und das RCN-Rennen "Schwedenkreuz" unter dem jetzigen Reglement ausgetragen werden müssen.

Für Michael Bork eine vertane Chance: "Wir hätten diese Läufe jetzt wunderbar als Test für die Saison 2019 nutzen können, um mögliche Schwächen dieser neuen Regeln auszuloten." Das wird nun nicht möglich sein. Was ihn zusätzlich ärgert: "Wir haben mit dem DMSB schon Ende 2017 über dieses Thema in einer Telefonkonferenz gesprochen."

Die VLN will nun als Notmaßnahme die Besatzungen der Streckensicherungsfahrzeuge stärker in die Pflicht nehmen: Diese sollen künftig immer wieder in den Rückspiegel schauen. Falls sich ein Pulk hinter dem Fahrzeug bildet, werden sie angehalten, auf 30 bis 40 km/h zu verzögern, um dem Pulk zu signalisieren, dass er vorbeifahren darf. Eine derart geringe Geschwindigkeit auf einer Rennstrecke birgt natürlich erneut Gefahren.

Für das Jahr 2019 signalisiert der DMSB Gesprächsbereitschaft. 'Motorsport.com' versuchte, den Deutschen Motor Sport Bund zu erreichen, muss jedoch aufgrund der Ferienzeit aktuell auf ein Statement warten. Der DMSB will sich noch vor dem 6-Stunden-Rennen äußern.

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