BoP WEC 1.000 Meilen Sebring: Massive Einschränkungen für Toyota
Toyota wird bei den 1.000 Meilen von Sebring in mehreren Punkten stark eingeschränkt - Führte eine neue BoP-Variable zum Konzeptwechsel?
Schwerer, weniger Leistung, weniger Sprit und späterer Hybridschub: Titelverteidiger Toyota wird bei den 1.000 Meilen von Sebring mit Nachteilen auf allen Ebenen der Balance of Performance (BoP) zu kämpfen haben. Der Konzeptwechsel dürfte vor allem mit dem späteren Hybridboost zusammenhängen.
Die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) steht vor dem Saisonauftakt in Sebring unter Druck. Bislang hat keine BoP der Welt Toyota vom Dauersiegen abhalten können. Die Saison 2021 war ein kompletter "Whitewash" der Kölner. Der Toyota GR010 Hybrid gewann jedes einzelne Rennen, und das meist deutlich.
Für das neuerliche Aufeinandertreffen der Hypercars Toyota GR010 Hybrid, Glickenhaus 007 LMH und Alpine A480 haben der Veranstalter ACO und der Automobil-Weltverband FIA deshalb eine weitere Variable in die BoP aufgenommen: den Moment, ab dem Hybridfahrzeuge ihren Boost einsetzen dürfen.
Diese Schwelle wird für Toyota gewaltig heraufgesetzt. Lag sie 2021 noch bei 120 (trockene Strecke) und 140 km/h (nasse Strecke), so wird dieser Wert nun für alle Bedingungen auf 190 km/h angehoben. Darunter muss der Verbrennungsmotor die Leistung allein erbringen - mit einem festgeschriebenen Drehmomentverlauf.
Weniger Leistung für Toyota und Alpine
Der Toyota GR010 Hybrid wird damit bis zur Schwelle von 190 km/h zum Hecktriebler. Dieser Wert ist variabel, da er nun Teil der Balance of Performance und nicht mehr im Reglement verankert ist. Offenbar rechnet Toyota aber nicht damit, dass dieser Wert noch einmal in die Nähe von 120 km/h rückt.
Denn es darf davon ausgegangen werden, dass Toyota die erstaunlich weitreichenden Änderungen am GR010 Hybrid genau wegen dieser Regeländerung vorgenommen hat. Da der Bolide nun wesentlich länger lediglich mit Hinterradantrieb beschleunigen muss, ist Toyota auf die für reinrassige Hecktriebler wie den Glickenhaus vorgesehene asymmetrische Reifengröße gewechselt.
Toyota hat den GR010 Hybrid für 2022 deutlich überarbeitet
Foto: Toyota
Außerdem muss Toyota noch einmal schwerer antreten als bislang. 1.070 Kilogramm sind noch einmal vier Kilogramm schwerer als bei den 24 Stunden von Le Mans 2021, als der Bolide 1.066 Kilo wog. Bei den regulären WEC-Läufen fuhr Toyota bislang mit 1.040 Kilogramm. Außerdem gibt es für Toyota und Alpine weniger Leistung, während der Glickenhaus weiter 707 PS (520 KW) leisten darf.
Alle Hypercars haben zudem eine deutliche Reduktion ihrer Energiemenge erfahren. Toyota konnte in der Saison 2021 Stints von einer Stunde fahren. In erster Linie wird man hier versuchen, Alpine entgegenzukommen. Doch auch der A480 verliert noch einmal fast 30 Megajoule gegenüber Bahrain 2021.
BoP Hypercar 1.000 Meilen Sebring
Als Referenzwert haben wir die 6 Stunden von Monza 2021 herangezogen, da diese das letzte Rennen außerhalb von Le Mans (eigene BoP) sind, bei denen die drei Hypercars aufeinandergetroffen sind. Glickenhaus war bei den beiden Bahrain-Rennen abwesend, weshalb die BoP dort teilweise stark abwich.
In Klammern Abweichungen zu den 6h Monza 2021
Fahrzeug | Mindestgewicht | Maximale Leistung | Max. Energie/Stint |
Alpine A480-Gibson | 952 kg |
585 PS (-27) |
797 MJ (-121*) |
Glickenhaus 007 LMH | 1.030 kg | 707 PS | 910 MJ (-55) |
Toyota GR010 Hybrid | 1.070 kg (+30) | 688 PS (-12) | 898 MJ (-64) |
Änderungen in der LMP2
Die LMP2-Boliden verlieren noch einmal rund zehn PS, nachdem sie im Vorjahr schon stark eingebremst worden waren. Es gelten außerdem neue aerodynamische Regeln, die die Klasse langsamer machen dürften.
So dürfen die vorderen Diveplanes nicht mehr an die Fahrzeuge gebaut werden. Das war im Vorjahr auch beim vorgeschriebenen Le-Mans-Aerokit noch erlaubt. Der Diffusor wird um 50 Millimeter gekürzt. Als Ausgleich gibt es einen 10-Millimeter-Gurney am Heckflügel, der mehr Luftwiderstand mit sich bringt. Der Tank wird von 75 auf 65 Liter verkleinert.
Neueinstufung für Ferrari
Nach den Querelen um die Einstufung des Ferrari 488 GTE Evo bei den beiden Bahrain-Rennen am Ende der Saison 2021 hat Ferrari seinen Ladedruck vollständig zurückerhalten. Der Ferrari 488 GTE bekommt mehr Ladedruck vor allem im mittleren Drehzahlbereich und ist damit in etwa auf dem Niveau von Monza. Allerdings muss der Motor magerer laufen, was sich in einem höheren Lambda-Wert widerspiegelt. Das kostet wiederum Leistung.
Ladedruck Ferrari 488 GTE: 8h Bahrain 2021 (blau) vs. 1.000 Meilen Sebring 2022 (orange)
Foto: smg/Stritzke
Die Corvette C8.R fährt mit einem kleineren Luftmengenbegrenzer als bei ihren Auftritten in Monza und Le Mans im vergangenen Jahr und ist darüber hinaus auch noch etwas schwerer.
In Klammern Änderungen gegenüber den 8h Bahrain 2021, bei Corvette gegenüber 6h Monza 2021
Fahrzeug | Mindestgewicht | Restriktor | Ladedruck | Lambda min. | Tank |
Corvette C8.R | 1.255 kg (+20) | 1x 42,3 mm (-1,2) | - | 0,88 | 97l (-1) |
Ferrari 488 GTE Evo | 1.255 kg | - | 1,47-1,83 bar (+0,01 bis +0,06) | 1,15 (+0,05) | 92 l (+1) |
Porsche 911 RSR-19 | 1.264 kg | 2x 30,8 mm | - | 0,89 | 102 l (+3) |
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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