Neel Jani: "Le Mans ist Fluch und Segen zugleich"
Der Schweizer Porsche-Werksfahrer muss sich damit abfinden, dass die Weltmeisterschaft 2017 für ihn gelaufen ist. Der späte Ausfall beim 24-Stunden-Rennen im Juni wird zum Boomerang, der ihn wohl bis zum Saisonende verfolgen wird.
Foto: : Erik Junius
Kurz nach Anbruch der 21. Rennstunde wendete sich Göttin Fortuna in Le Mans gegen Neel Jani, André Lotterer und Nick Tandy. Ein kapitaler Motorschaden riss das mit 13 Runden Vorsprung uneinholbar in Führung liegende Trio aus dem Rennen. So war der Weg frei zum Sieg ihrer Teamkollegen Earl Bamber, Timo Bernhard und Brendon Hartley.
"Leider haben wir dort nicht nur den sicheren Sieg, sondern auch den WM-Titel verloren. Mir war das sofort klar“, sagt Jani heute. Intern wurde die Stallorder zugunsten der neuen WM-Leader schon lange klar kommuniziert, spätestens seit dem Rennen auf dem Nürburgring ist die neue Situation in der WEC 2017 allen bewusst.
Aus Sicht von Porsche ist es nachvollziehbar, dass die Le-Mans-Sieger favorisiert werden. Auch für Jani: "Wir wissen, dass ein Hersteller wie Porsche in dieser Beziehung konsequent ist. Das ist teil unseres Jobs.“
Aus sportlicher Sicht ist dieser frühe Eingriff in den WM-Titelkampf jedoch zu bedauern. Zumal der Ausfall nicht die Schuld der Fahrer war. "Die letzten vier Stunden von Le Mans haben unser Schicksal für die ganze Saison besiegelt“, seufzt der Vorjahressieger und Weltmeister.
2016 haben Romain Dumas, Marc Lieb und ihn die doppelten Punkte von Le Mans über die ganze Saison gerettet. Von diesem Polster zehrten sie bis zum Schluss. Nun ist es genau umgekehrt.
"Das ist ein wenig der Fluch von Le Mans. Wäre es das letzte Rennen einer Saison oder gäbe es normale Punkte, käme es nicht zu diesem Szenario. Aber so wird es geradezu heraufbeschworen“, verweist Jani.
Mit gutem Beispiel geht die FIA Formel E voraus. 2015 und 2016 endete die jahresübergreifende Meisterschaft mit einem Doppellauf in London. Dieses Jahr bilden gleich drei Doppelläufe in Berlin, New York und Montreal den Schlusspunkt. So bleibt die Spannung bis zum Ende erhalten.
Für Jani war es am Sonntag schon das zweite Mal, dass er den Teamkollegen den Sieg schenkte. 2015 liessen Jani, Lieb und Dumas beim drittletzten Rennen in Fuji ihren Teamkollegen den Vortritt.
Im Nachhinein war es die richtige Entscheidung: Ohne die geschenkten sieben Punkte wäre Mark Webber sonst zusammen mit Bernhard und Hartley nie Weltmeister geworden. Dafür Marcel Fässler, André Lotterer und Benoît Tréluyer mit Audi zum zweiten Mal nach 2012.
Ob die frühe Stallorder im erst vierten von neun Rennen gerechtfertigt ist, wird sich erst im Herbst zeigen. Toyota ist auf jeden Fall noch nicht davon überzeugt.
Sonst hätten sie das drittplatzierte Auto von Conway, Kobayashi und Lopez unter einem Vorwand ebenfalls für fünf Runden an die Boxen beordert und Buemi, Davidson und Nakajima zu drei zusätzlichen WM-Punkten verholfen. Entweder ist Toyota nicht jedes Mittel recht, oder sie denken nicht so weit.
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