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Porsches Sensationssieg: "Kann mich an kein engeres Rennen erinnern"

Porsche setzt sich in einem wahren Thriller gegen Ferrari in Monza durch - Wie der deutsche Hersteller seinen eigentlichen Nachteil durch einen Set-up-Kniff drehte

Das muss auch Ferrari überrascht haben: Porsche fuhr bei den 6 Stunden von Monza nicht nur auf Augenhöhe mit den favorisierten Ferrari 488 GTE Evo, sondern besiegte das AF-Corse-Team auch noch im direkten Zweikampf bei deren Heimrennen. Für die Roten eine empfindliche Niederlage, für Porsche ein Moment des Triumphs.

Und was für einer. Bekanntlich fühlen sich knapp errungene Siege immer am schönsten an. Deshalb muss dieser besonders befriedigend gewesen sein. Porsche-Superstar Kevin Estre kann sich nicht erinnern, jemals so in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) für einen Sieg gekämpft haben zu müssen.

"Ich kann mich nicht erinnern, in den vergangenen vier Jahren in der GTE-Pro-Klasse so einen harten Kampf über das gesamte Rennen gehabt zu haben. Da ist es egal, wie viele Autos dabei sind. Wenn du mit so wenig Abstand und diesem Gefühl gewinnst, dann ist das immer schön", sagt er und spielt darauf an, dass in der GTE Pro nur noch vier Fahrzeuge vertreten sind.

Ferrari-Bluff beeindruckt Porsche

Dennoch gibt er zu, dass er tatsächlich geglaubt habe, Ferrari könne bis zum Ende durchfahren. Der Porsche und der AF-Corse-Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado) stoppten zeitgleich rund 67 Minuten vor Schluss. Ein normaler Stint bei den GT-Fahrzeugen entspricht ziemlich genau einer Stunde. In Monza gibt es nicht viel Spielraum, weil der Spritverbrauch hoch ist.

Estre kam später in einer FCY zum Splash herein, der Ferrari blieb draußen. Da der Porsche einen kleinen Vorsprung auf den Ferrari hatte, behielt Estre die Führung. Doch Alessandro Pier Guidi war direkt dran. Er belästigte daraufhin Estre und setzte den Franzosen heftigst unter Druck. Es war ein Bluff in der Hoffnung, dass Estre einen Fehler machen würde.

Erst zwei Minuten vor Schluss suchte Pier Guidi die Box zum Splash auf. "Das war eine große Erleichterung", gibt Neel Jani zu, der gemeinsam mit Estre siegreich war. "Wir wussten nicht, dass er diesen Boxenstopp machen musste. Es sah nicht so aus, denn er war sehr schnell am Ende und hat hart gepusht."

"Da war Fingernägel-Kauen angesagt. Aber es war ein großartiges Rennen. Das waren 6 Stunden voller Qualifying-Runden. Ich hatte auch schon lange kein solch enges Rennen mehr in der WEC. Das habe ich wirklich genossen."

Jani, der in den ersten beiden Rennen als GT-Neuling noch seine Schwierigkeiten hatte, fuhr diesmal auf einem Niveau mit Estre. Dieser lobt den Schweizer sogar: "Neel hat in seinem erst dritten Rennen hier einen Megajob abgeliefert. Er hat die Lücke auf den Ferrari ausgebaut, was nicht leicht ist. Ich war sehr froh darüber." Jani verlor bei einem Restart die Spitze, eroberte diese aber wieder zurück und fuhr etwa fünf Sekunden Vorsprung heraus.

Der Set-up-Kniff

Porsche war der Underdog im Feld. Eigentlich war nicht damit zu rechnen, dass der 911 RSR-19 mit dem Ferrari 488 GTE Evo mithalten könnte - erst recht nicht, als im Vorfeld des Rennens die automatisierte BoP griff und dem Ferrari einen 10-Kilogramm-Vorteil einräumte.

Monza mit seinen langen Geraden und der Stop-&-Go-Charakteristik spielt eigentlich eher dem drehmomentstarken Turbomotor des Ferraris in die Karten. Porsche hingegen konnte seinen Vorteil in schnellen und mittelschnellen Kurven nicht ausspielen. Daher setzte Manthey auf einen Set-up-Kniff, der letztlich das Blatt wendete.

Normalerweise werden GTE-Autos mit vollem Abtrieb gefahren. Das Porsche-Werksteam hat bei der Erprobung des RSR-19 jedoch zahlreiche Testfahrten in Monza als Vorbereitung auf die 24 Stunden von Le Mans mit minimalem Abtrieb absolviert. Für das Rennen suchte man einen Mittelweg: Der Flügel wurde flacher gestellt, wenn auch nicht so flach wie in Le Mans. Trotzdem: Diese Maßnahme war etwas Besonderes.

 

Gleichzeitig wurde die hintere Bodenfreiheit und damit der Anstellwinkel des Autos verringert. So wurde der Frontdiffusor angehoben, womit ein Abtriebsverlust an der Vorderachse erzeugt wurde, der den Verlust an der Hinterachse durch den flacheren Heckflügel ausglich. Gleichzeitig verringerte man durch den geringeren Anstellwinkel ("Rake") den Luftwiderstand.

Plötzlich war der Porsche geradeaus eine Rakete. Und genau das half, die leistungsstarken Ferraris auf den Geraden in Schach zu halten und am Überholen zu hindern. "Wir sind mit dem Wissen ins Rennen gegangen, dass Monza nicht unbedingt die Strecke ist, die dem Porsche 911 RSR am besten liegt", sagt Alexander "Alex" Stehlig, Einsatzleiter des Porsche-WEC-Teams.

"Daher haben wir alles darauf ausgelegt, unsere Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Das ist uns perfekt gelungen. Es ist ein riesiger Erfolg, beim Heimspiel von Ferrari in Monza ganz oben auf dem Siegerpodest zu stehen."

Manthey von Flutkatastrophe direkt betroffen

Für das Manthey-Team war es eine kurze Ablenkung von der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands, die die Heimatregion des Teams rund um den Nürburgring am härtesten traf. Aus Respekt vor den Opfern wurde auf die Champagnerdusche verzichtet. Das Manthey-Team musste Teile der Boxencrew umstellen, weil einige Teammitglieder direkt von der Katastrophe betroffen waren.

"Die Fahrer und die gesamte Mannschaft haben eine beeindruckende Vorstellung abgeliefert. Und das unter schwierigsten Bedingungen, weil die Flutkatastrophe in Deutschland natürlich bei allen Beteiligten in den Köpfen ist - zumal auch Mitarbeiter unserer Einsatzmannschaft Manthey betroffen sind. Ich kann der Crew gar nicht genug danken", fasst Pascal Zurlinden, Gesamtprojektleiter Werksmotorsport bei Porsche, zusammen.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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