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WEC-Kolumne: Nicht gefühlter Auftakt in die x-te Übergangssaison

Die 4 Stunden von Silverstone markieren die erste Saison mit einem "richtigen" Winterkalender - Die Hoffnung liegt wieder einmal auf der Zukunft

Liebe Freunde der Langstrecke,

da stehen wir nun also unmittelbar vor dem Auftakt in eine neue Saison. Dem ersten Auftakt seit knapp eineinhalb Jahren und dem ersten Auftakt in einen "echten" Winterkalender nach der Übergangssaison 2018/19.

Ach ja, Übergangssaison: Wir haben schon wieder eine. Gefühlt besteht die Langstrecken-Weltmeisterschaft mehr als die Hälfte ihres Bestehens über aus Übergangssaisons.

2012 wurde die noch junge WEC von dem Peugeot-Ausstieg kalt erwischt. Beinahe wäre alles vorbei gewesen, doch man rettete sich durch - vor allem dank des vorgezogenen Toyota-Einstiegs. Es folgten zwei Übergangsjahre mit teilweise nur vier LMP1 bis zum ersehnten Reglement von 2014, als Porsche hinzustieß und die spektakulären LMP1-Hybridboliden die Bühne betraten.

Nach drei fetten Jahren wurde die Saison 2017 durch den Audi-Ausstieg erneut zur Übergangssaison eines Toyota-Porsche-Dualismus, bis 2018 Peugeot hinzustoßen sollte. Die Franzosen kamen jedoch zur Verwunderung des ACO nicht, obwohl man ihnen ein Reglement auf den Leib geschustert hatte.

Stattdessen verlor die WEC auch noch Porsche, was zur Mutter aller Übergangssaisons führte. Das konnte man mit klugem Marketing immerhin noch als "Supersaison" verkaufen. "Sparsaison" hätte es unter realistischen Maßstäben mit acht Rennen in 13 Monaten wohl besser getroffen.

Jetzt also stehen wir wieder vor einer Übergangssaison, bis 2020/21 mit dem Hypercar-Reglement alles besser werden soll. Noch einmal zwölf Monate bis zur großen Erlösung. Es kommt einem mittlerweile wie ein Dauerzustand vor: Die Zukunft verspricht mehr als die Gegenwart.

Warum die Vorfreude auf die ferne Zukunft geringer ausfällt

Es gibt jedoch einen Unterschied zu vergangenen Übergangssaisons: Die Vorfreude fällt irgendwie gedämpfter aus. Vielleicht, weil man sich an diesen Dauerzustand der Übergangsjahre mittlerweile zu sehr gewöhnt hat. Vielleicht aber auch, weil diesmal nichts irre Spektakuläres am Ende des Tunnels wartet.

Andre Lotterer, Benoit Treluyer, Marcel Fässler

2013 fuhren stellenweise nur vier LMP1, aber der jungen Serie verzieh man es noch eher

Foto: LAT

2012 und 2013 konnten wir uns auf 1.000 PS starke Fahrzeuge ab 2014 freuen. So weit, dass sogar vom "Angriff auf die Formel 1" die Rede war. 2017 lockte immerhin noch ein Reglements-Entwurf mit drei Hybridsystemen, der dann kurze Zeit später wieder verworfen wurde. Doch seit der "Supersaison" hält sich die Vorfreude in Grenzen.

Kurze Hoffnung mag es gegeben haben, als man von Hypercars als Lösung sprach. Schnell wurde aber klar, dass sie keine spektakulären, meist vierstelligen Leistungswerte wie auf der Straße bringen würden. Stattdessen bekommen wir eine BoP-Klasse mit 700 PS, die Zeiten von 3:30 Minuten in Le Mans erreichen soll - über zehn Sekunden langsamer als alles, was derzeit in der Topkategorie fährt.

Man verstehe das nicht falsch: Der Kampf Toyota vs. Aston Martin vs. ByKolles vs. Glickenhaus mit ähnlichen Waffen verspricht schon eine spannende Show. Doch wenn man sich über Jahre an Autos mit 1.000 PS gewöhnt hat, klingt das eben doch eher nach Dönerbude als 5-Sterne-Koch. Hat seinen Reiz, ist aber weniger besonders.

Warum die Vorfreude auf die nahe Zukunft geringer ausfällt

Und an eines müssen wir uns gewöhnen, was durch den neuen Kalender leider völlig abhanden kommt: Das Gefühl des Saisonauftakts. Hier geht der WEC etwas verloren, was eigentlich immer einen schönen Teil der Fan-Experience ausgemacht hat: Das Hinfiebern auf das erste Rennen nach monatelanger Pause.

Irgendwie wollen sich die 4 Stunden Silverstone nicht nach einem Auftakt anfühlen. Die 24 Stunden von Le Mans sind gerade einmal etwas mehr als zwei Monate vorbei. Das ist, als hätte man früher eine Rennsaison im Januar gestartet.

Deshalb will es sich nicht so richtig nach Auftakt anfühlen. Man ist noch immer im Flow, gerade durch den mittig zwischen Le Mans und Silverstone platzierten Prolog. Dieses Kribbeln, dass es nach vier oder gar fünf Monaten Abstinenz endlich wieder losgeht, das Zählen der Tage bis zum Auftakt, diese grenzenlose Vorfreude... Es ist einfach nicht da, weil die alte Saison irgendwie noch gar nicht richtig verdaut ist.

Leider wird das wohl auch in Zukunft so bleiben, denn der ACO hat es fertiggebracht, die acht Rennen so über das "Winterjahr" zu verteilen, dass die Saison zehneinhalb Monate dauert. Das schafft nicht einmal die Formel 1 mit ihrem Monster-Kalender für 2020 mit 22 Rennen (die auch kein Mensch braucht, aber das ist ein anderes Thema).

Und das bezieht sich nur auf die Rennen: Zählt man Trainings- und offizielle Testtage (Prolog und Le-Mans-Testtag) hinzu, gibt es die ganzen zwölf Monate von Juli 2019 bis Juni 2020 hindurch mindestens eine Session, also keinen einzigen WEC-freien Monat. Und das mit gerade einmal acht Rennen. Zählt man den Überhang aus der "Supersaison" hinzu, war der letzte WEC-freie Monat der April 2019. Der nächste? Noch nicht absehbar.

Es ist bedauernswert, wenn auch sicher nicht kriegsentscheidend, dass dem Fan diese Vorfreude nach einer langen Winterpause nun genommen wird. Wenn das aber bedeutet, dass das Zeitalter der Übergangssaisons endlich zu Ende ist, wäre es noch ein akzeptabler Tausch.

In diesem Sinne: Auf die hoffentlich letzte Übergangssaison! Auch wenn die Euphorie gedämpfter ausfallen mag als in Jahren zuvor - let's bring the action!

Euer

Heiko Stritzke

Mit Bildmaterial von LAT.

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