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"How Not to Die": Wie Franz Tost die "beängstigende" Coronakrise meistert

Augenzeugenbericht von Franz Tost aus Norditalien: Wie schlimm die Krankenhaus-Situation wirklich ist und warum seine Frau am meisten darunter leidet

Einer derjenigen, die gerade mitten im Coronavirus-Hotspot in Norditalien festsitzen, ist Franz Tost. Der Teamchef von AlphaTauri war seit 10. März nicht mehr in der Fabrik, sondern arbeitet seit der Rückkehr aus Australien aus dem improvisierten Homeoffice. Und er beschreibt die Zustände rund um ihn herum als "unheimlich" und "beängstigend".

Sein Wohnort Faenza sei zwar "Gott sei Dank" nicht so stark betroffen wie andere norditalienische Städte. Tost, der gemeinsam mit seiner Frau in einer zentral gelegenen Wohnung lebt, sieht daher noch keine Militärfahrzeuge, die dutzendweise Leichen wegbringen, wenn er aus dem Fenster schaut.

"Ich schaue aber italienisches Fernsehen. In Bergamo und in der Mailänder Gegend ist es wirklich so. Wenn man sich vorstellt, dass dort 600 und mehr Leute am Tag sterben, gibt's da natürlich einen Engpass. Da kann nur noch das Militär dabei helfen, die Leichen ins Krematorium wegzubringen", sagt er im Interview mit 'motorsport.com'.

"Venedig geht inzwischen so halbwegs. Wir haben das Glück, dass wir in der Provinz Ravenna wohnen. Faenza ist momentan von der großen Coronavirus-Krise verschont geblieben. Es gibt hier auch einige Fälle, aber sehr wenige. Aber in der Lombardei und in Bergamo ist der Zustand katastrophal. Da höre ich Horrorzahlen. Hunderte Tote, täglich."

Das Buch "How Not to Die" und was es damit auf sich hat

"Ist schon schockierend, was da abgeht", berichtet Tost aus Norditalien, gibt aber für sich selbst Entwarnung: "Mir geht es persönlich sehr gut." Beruflich gesehen sei die Situation "eine Belastung. Weil wir nicht wissen, wie sich das alles entwickelt und wann wir endlich wieder Rennen fahren."

Tost, 64, gilt als sportlich, ernährungs- und gesundheitsbewusst. Als wir ihn im Juni 2019 für den Podcast "Starting Grid" interviewt haben, las er gerade das Buch "How Not to Die" (übersetzt: "Wie man nicht stirbt") von Dr. Michael Greger - quasi eine Anleitung, wie man sein Leben am besten verlängert (Sponsored Link: Buch jetzt online bestellen und vor die Haustür liefern lassen!).

Tost muss lachen, als wir ihn in der jetzigen Situation an das Buch erinnern: "Das Buch dient dazu, dass das Immunsystem durch die Ernährung gestärkt wird. Wenn das Immunsystem entsprechend aktiv und gestärkt ist, ist das Risiko geringer, dass man an einer Influenza erkrankt und sich mit dem Coronavirus infiziert."

Er selbst sei, obwohl mit 64 Jahren zur Risikogruppe gehörend, "pumperlgesund. Ich denke über sowas überhaupt nicht nach." COVID-19-Kranke gebe es bisher weder in seiner Familie noch bei AlphaTauri: "Gott sei Dank nicht."

Sein Kollege Helmut Marko ist sich allerdings sicher, dass er bereits COVID-19-krank war: "Ich hatte Mitte Februar eine starke Erkältung mit starkem Husten. Zehn Tage dauerte der Zustand an, für mich ungewohnt lange. Ich bin mir heute fast sicher, dass die Ursache das Virus war", sagt der Red-Bull-Motorsportkonsulent gegenüber 'F1-Insider.com'.

Während Marko zu Hause in Graz festsitzt, sind Tost und seine Frau ohne ihre Kinder in Italien. Aus Australien direkt nach Österreich zu fliegen, sei für ihn aber "kein Thema" gewesen: "Mein Arbeitsplatz ist Faenza", sagt er pflichtbewusst.

"Ich sitze in der Wohnung, habe mir hier einen Schreibtisch eingerichtet. Heute (das Interview wurde am 24. März geführt; Anm. d. Red.) hatte ich zum Beispiel den ganzen Tag Videokonferenzen und Telefonate. Das funktioniert schon alles."

Tost: Nur zum Einkaufen und Joggen mal draußen

"Man darf gar nicht rausgehen. Nur einkaufen. Das mache ich", berichtet Tost aus seinem Corona-Alltag. Er und seine Frau haben bei ihrer Wohnung "einen kleinen Garten. Am Montag in der Früh war ich laufen, aber so zeitig, dass ich niemanden gesehen habe. Sollte kein Problem sein."

"In Italien kontrolliert die Polizei sehr streng. Die stehen an Kreuzungen und an Kreisverkehren und halten dich auf und fragen, was du gemacht hast. Dann erklärst du, dass du gerade einkaufen warst, aber das musst du auch beweisen können, indem du denen zeigst, was du gerade eingekauft hast. Dann darfst du weiterfahren."

"Die Straßen sind leer. Als ich von Melbourne zurückgekommen bin, bin ich über Dubai geflogen und dann in Rom gelandet, weil Bologna gesperrt ist. Von Rom nach Faenza sind mir vielleicht zehn Autos begegnet. Das sind ungefähr zweieinhalb Fahrstunden. Auf der Autobahn ist absolut nichts mehr los. Wie ausgestorben", erzählt Tost.

"Die Stimmung ist unheimlich. Beängstigend. Du siehst niemanden, es fahren keine Autos. Ich wohne ja im Zentrum in Faenza. Alle Bars sind zu, die Restaurants sind zu, die Cafes sind zu. Der Italiener ist ein kommunikativer Mensch, normalerweise immer auf der Straße. Aber momentan siehst du niemanden. Das ist echt was komplett Neues. Ein unangenehmes, unheimliches Gefühl."

Damit, alleine in der Wohnung zu sitzen statt in seinem Büro, hat Tost kein großes Problem: "Bis jetzt geht es gut, weil ich dauernd beschäftigt bin. Es ist dauernd was los, dauernd klingelt das Telefon oder ich rufe jemanden an. Die ganzen Videokonferenzen. Die letzten zwei Wochen waren überaus voll mit Gesprächen und Aktivitäten."

"Momentan habe ich damit kein Problem, weil ich das Gefühl habe, dass ich alles noch leiten kann. So gut es eben geht, unter diesen Umständen. Gott sei Dank hat AlphaTauri einen sehr guten Führungskreis. Wir tauschen uns täglich aus. Momentan läuft es - den Umständen entsprechend - optimal."

Auch seine Frau ist kerngesund. "Die Sache mit dem Coronavirus hält sie aus. Ob sie mich auch aushält, ist eine andere Frage. Das ist die größere Gefahr", lacht Tost.

Mit Bildmaterial von LAT.

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