DTM und Super GT: So läuft der BoP-Einstufungstest
Trotz Class-1-Reglement gibt es Unterschiede zwischen DTM und Super GT: Wie die BoP-Einstufung läuft und wieso man hoffen muss, dass die Japaner schneller sind
Die DTM und die Super-GT-Serie, die dieses Wochenende in Hockenheim erstmals gegeneinander antreten, berufen sich beide auf das Class-1-Reglement. Da dieses aber erst nächstes Jahr konsequent umgesetzt wird, gibt es derzeit noch einige Unterschiede zwischen den Boliden. Aus diesem Grund wird es am Donnerstag in Hockenheim Einstufungstests für die drei Super-GT-Autos von Honda, Nissan und Lexus geben.
Die drei Teams dürfen sich dabei am Vormittag (10:00 bis 11:00 Uhr) und am Nachmittag (14:00 bis 15:00 Uhr) je eine Stunde lang auf den für sie unbekannten Hockenheimring einschießen. Danach wird der DMSB entscheiden, ob man eingreifen und auf eine Balance-of-Performance-Regelung setzen muss oder ob Jenson Button & Co. unter realen Bedingungen gegen die DTM-Piloten kämpfen werden.
"Die Autos sind größtenteils gleich", erklärt DTM-Boss Gerhard Berger. "Es gibt kleinere Unterschiede, die dadurch bedingt sind, dass in Japan längere Distanzen gefahren werden, dass sie andere Tanks und Fahrerwechsel haben. Daher könnte es Anpassungen geben, ich bin aber nicht einmal sicher, ob das überhaupt notwendig ist. Wir werden am Donnerstag ein Freies Training fahren und dann sehen wir, ob alle auf Augenhöhe sind. Dann geht es los."
Warum man die DTM nicht einbremsen könnte
Eine Anpassung der Boliden könnte über Zusatzgewichte oder über Änderungen beim Restriktor erfolgen. "Ich denke, wir werden das hinkriegen", ist BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt zuversichtlich. Aus diesem Grund wurden bereits im Vorfeld Informationen zwischen DTM und Super-GT-Serie ausgetauscht und auf Simulationen zurückgegriffen.
Gerhard Berger schließt eine Balance of Performance in der DTM aus Foto: Red Bull
Dazu kommt, dass sich einige Kilogramm Ballast auch auf das Kräfteverhältnis auswirken könnten - und eine Verzerrung in einer laufenden Meisterschaft ist das letzte, was die Verantwortlichen wollen. Bei den drei Gaststartern aus Japan wäre das weniger problematisch. Das heißt: Sind die DTM-Autos schneller, gibt es keine Möglichkeit, die übrigens nicht punkteberechtigten Super-GT-Piloten auf ein ähnliches Niveau zu bringen.
Freie Motorenentwicklung spricht für Super GT
Doch wo liegen eigentlich die grundlegenden Unterschiede zwischen den beiden Serien?
Während in der DTM die Entwicklung des Motors und der Aerodynamik eingefroren sind, sehen die Japaner das Triebwerk als Herzstück des Autos und bestehen auf seiner Weiterentwicklung.
Bei den Demorunden 2017 in Hockenheim war die Super-GT-Serie klar schneller Foto: ITR
Wie schnell stellt sich Super GT auf Hankook-Reifen ein?
Die DTM-Teams sollten bei den Reifen im Vorteil sein, denn die Japaner müssen sich auf die Hankook-Einheitsreifen einstellen. Das könnte eine Rolle spielen, denn das Reifenmanagement war nach der Einführung der Turbomotoren selbst für die DTM-Teams, die die Pneus grundsätzlich gewohnt waren, keine einfache Aufgabe.
Die Super-GT-Teams müssen sich auf die Hankook-Einheitsreifen einstellen Foto: ITR
"Sie sind dadurch viel mehr daran gewöhnt, sich auf einen unbekannten Reifen einzustellen als wir. Wir fahren bereits seit Jahren den gleichen Reifen. Ich denke also, dass sie sich rasch an unsere Reifen gewöhnt haben werden."
Jamie Green: Super GT müsste schneller sein
Dazu kommt, dass die Japaner die Hankook-Reifen bereits als Vorbereitung auf das DTM-Rennen getestet haben und der südkoreanische Reifenhersteller für jedes japanische Auto einen eigenen Reifeningenieur abstellt. Ein DTM-Team, das aus zwei Autos besteht, muss ebenfalls mit einem Ingenieur vorliebnehmen. "Dadurch sind die Japaner sogar ein bisschen im Vorteil", meint Hankook-Chefingenieur Thomas Baltes. "Andererseits kennen sie die Strecke nicht."
All das spricht dafür, dass die Super-GT-Autos nach wie vor schneller sein müssten als die DTM-Autos. Eine Einschätzung, die auch Audi-Pilot Jamie Green teilt: "Wenn es einen Unterschied gibt, dann sollten ihre Autos eigentlich ein bisschen schneller sein."
Button & Co. bei Zweikämpfen im Nachteil
Dafür sollten die Super-GT-Piloten im direkten Duell einen Nachteil haben. Denn im Gegensatz zu den DTM-Boliden verfügen sie nicht über die Überholhilfen DRS und Push-to-pass. "Ich denke schon, dass das ein großer Unterschied ist", meint Audi-Pilot Green.
Die Super-GT-Piloten können ihre Heckflügel nicht abklappen Foto: LAT
BMW-Pilot Philipp Eng stimmt seinem britischen Kollegen zu. "Bei DRS und Push-to-pass ist Haben natürlich besser als Brauchen. Deswegen würde ich schon sagen, dass das für uns ein Vorteil ist. Man muss aber abwarten, wie die generelle Performance zwischen Super GT und DTM aussieht. Es könnte sogar sein, dass es sich am Ende ausgleicht."
Für den DMSB stellt dieser Aspekt bei der Einstufung aber eine zusätzliche Herausforderung dar, denn DRS und Push-to-pass dürfen im Rennen nur in zwölf Runden eingesetzt werden, im Qualiying allerdings gar nicht.
Mit Bildmaterial von LAT.
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