Kolumne: Was Mercedes tat, nachdem sie sich Verstappen entgehen ließen
Als Max Verstappen den Vertrag bei Red Bull Racing und nicht bei Mercedes unterschrieb, änderte sich die Geschichte der Formel 1. Es wurde eine Zeitlinie geschaffen, die ihn bereits zum jüngsten Gran-Prix-Sieger aller Zeiten machte.
Foto: : Red Bull Content Pool
Stellen wir uns ein Paralleluniversum vor, in dem Verstappen bei Mercedes unterschrieben hätte. Er und seine Berater hatten via Toto Wolff und Niki Lauda mit dem Team gesprochen.
Er wäre in die Schlange der Fahrer gestellt worden, die darauf warten, dass entweder Lewis Hamilton oder Nico Rosberg ihre Positionen beim alles-dominierenden Formel-1-Teams verlieren.
Sagen wir mal, Mercedes hätte ihn 2015 in der GP2 unterstützt und er hätte seine zweite Saison dominiert (seine Rookie-Saison wäre etwas schwierig gewesen). Wo hätte ihn das für 2017 hingebracht?
Sicher, vielleicht wäre er zur Konkurrenz für Rosberg geworden – vielleicht wäre dessen Vertrag nicht so schnell verlängert worden – aber was hätte er sonst bekommen? Einen Platz bei Force India? Williams? Manor? Eine Rolle als Ersatzfahrer?
Auf alle Fälle war seine Entscheidung richtig. Die völlig andere Einstellung von Red Bull gegenüber ihren Fahrern passte zu ihrem Shootingstar. Sie machte es möglich, dass sie sich seinem Talent anpassten, während Mercedes wahrscheinlich keine großen Risiken eingegangen wäre.
Fakt ist aber, dass Mercedes sich Verstappen hat entgehen lassen – sie konnten einfach nicht mit dem mithalten, was Red Bull damals schon bezüglich eines Platzes in der Formel 1 angeboten hat, und er hatte es eilig.
Also, was taten sie als Nächstes?
Die Macht von Mercedes
Mercedes ist nicht dumm, wenn es daran geht, Talente zu entdecken. Sie haben seit Jahren begabte Fahrer unterstützt und das Formel-3-Programm ist ein guter Weg, große Talente an sich zu binden.
Die Aktivitäten von Mercedes in der DTM sind ebenfalls ein guter Weg, auf der einen Seite Rennfahrer zu unterrichten und auf der anderen mit einem Hersteller zu arbeiten. Die jungen Fahrer lernen es, mit Fans umzugehen und bekommen einen Eindruck, was neben der Strecke von ihnen erwartet wird.
Nehmen wir Pascal Wehrlein und Esteban Ocon als Beispiel. Beide hatten Ambitionen, in die Formel 1 zu kommen und fuhren für Prema und Mücke in der Formel 3. Beide gingen in die DTM, wo sich Wehrlein zum Champion krönte.
Ocons Geschichte ist etwas anders, da seine aufeinanderfolgenden Titel in der Formel 3 und der GP3 – das gab es zuvor noch nie – bedeuteten, dass seine Aktien für einen Platz in einem Formel-Auto besser standen – daher auch sein etwas seltsamer Mercedes/Renault-Deal der vergangenen Tage.
Ocon wird durch Gwen Lagrue von Mercedes gemanagt, der mit ihm schon früher bei Gravity Sport Management war. Meine Meinung ist also folgende: Nachdem sie sich Verstappen haben entgehen lassen, wird Mercedes sich keinen weiteren potentiellen Starfahrer mehr entgehen lassen.
Nachdem Renault ihm freundlicherweise die Möglichkeit gegeben hat, ein Formel-1-Auto zu fahren, was sie nicht hätten tun können, war Mercedes bei der Beförderung von Ocon zu Manor in der Formel 1 behilflich, damit er nicht auf die Idee kommt, sich von einem anderen Werksteam locken zu lassen.
Dieser Logik kann man sich nicht verschließen. So bekommt Ocon die Chance zu zeigen, ob er für die Formel 1 reif ist und seine Leistung kann außerdem mit der von Pascal Wehrlein verglichen werden, der schon ein paar Mal Ansätze von Genialität gezeigt hat (nicht zuletzt in Österreich), zusätzlich zu einigen eindrucksvollen Leistungen im Qualifying gegen Rio Haryanto.
Lewis Hamilton beabsichtigt in den frühen 2020er-Jahren einen Rückzug aus der Formel 1, daher ist es jetzt Zeit, sich als potentieller Nachfolger in Szene zu setzen – wenn Mercedes weiterhin die konstante Kraft im Sport bleibt.
Diese „einmaligen Chancen im Leben“ gibt es nur selten.
Hey, und wenn es wirklich nicht klappt und man die Klasse nicht schafft, dann gibt es noch genügend Teams mit Mercedes-Motor und auch das Fangnetz DTM und die GT-Programme. Mercedes hat schon einer schönen Reihe Rennfahrer Cockpits und ein angenehmes Leben verschafft.
Es geht nur darum, die Chance zu ergreifen, denn wenn Wehrlein und Ocon die Klasse nicht schaffen, stehen Leute wie Lance Stroll oder auch Lando Norris in der Schlange, die sich hinter ihnen anstellt.
Es geht darum, zur richtigen Zeit am richtigen Platz zu sein.
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