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Analyse

Analyse: Der Einfluss der neuen Formel-1-Regeln auf die Bremsen

Die neuen Formel-1-Regeln drehen sich hauptsächlich um die neuen Reifen und die Veränderung der Aerodynamik. Das wird in der kommenden Saison jedoch einen großen Einfluss auf die Bremsen haben.

Verbremser: Kimi Räikkönen, Ferrari SF16-H

Foto: : XPB Images

Formel-1-Technik mit Giorgio Piola

Giorgio Piola analysiert und erklärt die Technik in der Formel 1!

Die Kräfte, die beim Bremsvorgang wirken, sollen in der neuen Saison rund 25 Prozent größer sein als im Vorjahr. Deshalb wird die Breite der Bremsscheiben von 28 Millimeter auf 32 Millimeter erhöht. 

 

Brembo brakes
Brembo Bremse

Foto von: Brembo

Es geht aber nicht nur darum, fester auf die Bremse zu treten, sondern auch um die Charakteristika der Strecken, die sich durch das neue Regelpaket signifikant verändern werden. So können Strecken, auf denen der Bremsvorgang zuvor einfach war, nun eine ganz neue Herausforderung sein.

Zudem stellt die Komplexität der Bremssysteme die Teams vor eine neue Herausforderung. Es wurde viel an den Bremsen und den Luftschächten gearbeitet. Jetzt wissen die Teams aber nicht, welche Lösung für das neue Fahrzeug die beste sein wird. 

Front brake disc width (28mm)
Vorderradbremse (28mm)

Foto von: Giorgio Piola

Woher kommt der Sprung von 25 Prozent?

Die neuen Fahrzeuge werden in der neuen Saison aufgrund besonderer Faktoren schneller sein als zuvor. Aufgrund dessen erwartet man aber nicht diese Steigerung der Bremskräfte.

Es klingt logisch, dass die Piloten weniger bremsen müssen, wenn das Auto auf der Geraden geringere Geschwindigkeiten erreicht.

Eine Erhöhung der Bremskraft würde dann Sinn machen, wenn die Fahrzeuge auf der Gerade schneller und in den Kurven langsamer werden würden.

Die Dynamik der Fahrzeuge kann aber nicht so einfach erklärt werden. Im kommenden Jahr geht es um die Erhöhung der Bodenhaftung, die durch die breiteren Reifen und die modifizierte Aerodynamik entsteht. Daraus resultiert, dass die Fahrer später und härter bremsen müssen, um das Maximum aus den Boliden herauszuholen.

Brembo-Mitarbeiter Mauro Piccolo sagte gegenüber Motorsport.com: "Der Grip ist größer, wodurch die Fahrer beim Bremsvorgang in kürzerer Zeit die Kraft umwandeln können. Deshalb wirken deutlich mehr Kräfte. Wir erwarten einen Sprung von 25 Prozent."

Es gibt einen weiteren Einflussfaktor, der sich auf die Bremsen auswirkt. Weil die Piloten nun in einigen Kurven Vollgas geben können, erreichen sie die anschließende Kurve mit höherer Geschwindigkeit.

Piccoli erklärt: "Auf einigen Strecken wie Silverstone und Interlagos wird sich die Anzahl der Bremsvorgänge reduzieren. Die Energie, die bei denen dann benötigt wird, wird jedoch deutlich ansteigen. Daher resultiert der Anstieg der Kräfte. Strecken, auf denen nur wenig Bremskraft benötigt wurde, können dem Fahrer das komplette Gegenteil abverlangen."

"Wenn die Bremsscheibe zudem in kürzerer Zeit mehr Energie benötigt, muss die Hitze auch schneller abgeführt werden. Deshalb muss das Bremssystem mehr gekühlt werden."

Technische Veränderungen

Aufgrund der Erhöhung der Kräfte haben sich auch die Regeln bezüglich der Bremsen verändert. Nun sind 32 Millimeter dicke Bremsscheiben erlaubt. Giogio Piola glaubt, dass die Bremskräfte 6G überschreiten werden.

Aufgrund der größeren Bremsscheiben werden die Teams flexibler bezüglich der Löcher am Rand der Scheibe sein, die zur Kühlung gebohrt werden. Während im vergangenen Jahr noch 1.200 Löcher genutzt wurden, erwartet Brembo eine Erhöhung auf 1.500 Löcher.

"Die breiteren Bremsscheiben erlauben uns, mehr für die Kühlung der Bremse zu tun. Es wird mehr Kühllöcher geben. Wir werden zudem eine stärkere Befestigung für das Bremsventil verbauen können. Grund dafür sind die erwarteten erhöhten Krafteinwirkungen. Wir müssen eine Scheibe entwickeln, die gegen die neuen Kräfte gewappnet ist."

Brembo brake discs evolution 2005-2015
Brembo Bremsen: Die Veränderungen der Jahre 2005-2015

Foto von: Giorgio Piola

Einfluss auf Überholmanöver

Die große Sorge in der kommenden Saison ist, dass die Fahrzeuge zwar aggressiver aussehen und schneller sind, der Motorsport an sich aber nicht besser wird.

Aufgrund der Aerodynamik könnte es nämlich schwieriger werden, zu überholen. Auch die verkürzten Bremswege würden ein Überholmanöver nicht vereinfachen.

Laut Piccoli sei alles aber gar nicht so schlimm: "Die Bremswege werden sich verkürzen. Es ist aber noch nicht klar, ob der Bremsvorgang überhaupt noch mit dem aus dem Vorjahr zu vergleichen ist."

"Wir haben verschiedene Simulationen gemacht. Es ist aber schwierig einen Durchschnitt zu berechnen, weil es so viele verschiedene Typen von Strecken gibt. Bevor wir etwas sagen, sollten wir abwarten, wie sich die neuen Fahrzeuge verhalten. Der Barcelona-Test wird gute Indikatoren liefern. Danach können wir sicher präzisere Angaben machen."

Brake-by-wire layout
Energierückgewinnungssysteme 

Photo by: Giorgio Piola

Die Meinung der Teams ist gespalten

Innerhalb der Teams gibt es keine einheitliche Meinung über die Bremsscheibengröße, die sie in der kommenden Saison nutzen werden.

Aufgrund der Energierückgewinnungssysteme, die im Jahr 2014 eingeführt wurden und dabei helfen, das Auto zu bremsen, gab es einen Trend zu kleineren Hinterradbremsscheiben. Der Durchmesser sank von 278 auf 268 Millimeter und das, obwohl Brembo eine Breite von 28 Millimeter beibehalten hatte.

Im Jahr 2017 werden daher nicht alle Teams Bremsscheiben mit einer Breite von 32 Millimeter nutzen, denn das zusätzliche Gewicht könnte nicht nützlich genug sein.

In der Saison 2016 testete Mercedes während der Freien Trainings beispielsweise verschiedene Bremssysteme.

Piccoli sagte: "Es gibt Teams, die eine 28 Millimeter breite Scheibe nutzen wollen. Welcher Ansatz der Beste sein wird, sehen wir erst nach den Tests. Dann sehen die Rennställe nämlich auch erst, wie sich die neuen Pirelli-Reifen verhalten."

"Wir müssen auch erst einmal herausfinden, welche Kräfte wirklich auf die Bremsen wirken und was der Fahrer wirklich braucht. Die Piloten denken vor einer Kurve nicht über die Kräfte und den Druck nach. Sie interessiert nur, wie stark sie das Pedal drücken müssen und welche Verzögerungen auftreten."

"Daher müssen wir aufgrund der Regeländerungen erst einmal lernen, wie sich die Kräfte und auch das Gefühl des Fahrers verändern. Danach werden wir das Bremssystem dementsprechend anpassen."

"Wir haben viel Arbeit in unsere Simulationen gesteckt, aber jedes Team hat ein eigenes Bremssystem. Es wird verschiedene Lösungen geben. Wir müssen also schauen, wer das Beste entwickelt."

Die Tests in Barcelona werden also nicht nur zeigen, wie schnell die neuen Fahrzeuge sein werden. Es wird auch interessant sein, wie die Fahrer mit den Bremsvorgängen umgehen werden.

Jolyon Palmer, Renault Sport F1 Team RS16 locks up under braking
Jolyon Palmer, Renault Sport F1 Team RS16 

Foto von: XPB Images

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